Ö1 bis zwei

30. November 2016, 13:00

Als Kind wollte er zuerst Zauberer werden, dann Tänzer. Die Mutter, Tänzerin an der Pariser Oper, unterrichtete ihn. "Aber ich war eher unbegabt und mochte auch die Situation nicht wirklich", sagt Alexandre Tharaud. Komponist wurde sein nächstes Ziel. "Und heute bin ich Pianist." Und was für einer! Einer, der verzaubern kann. In Frankreich zählt er zu den wichtigen Pianisten der Gegenwart.

Er erhielt mehrere Echo-Klassik-Auszeichnungen für seine Interpretationen. Auf seiner neuesten CD - meiner CD des Tages heute - spielt der heute 47-jährige Tharaud Rachmaninow. Die Auseinandersetzung mit "dem" Werk schlechthin, dem weltberühmten Klavierkonzert Nr.2 in c-Moll hat er mit 22 begonnen. "Das ist ein Meilenstein für jeden jungen Pianisten", meint Tharaud in einem Interview, "man fühlt sich als König der Welt. Man lernt durchaus mit so einem Konzert, wie man ein Publikum beeindruckt. Aber Virtuosität ist das Leichteste, wenn du ein Virtuose bist."

Dann begann er langsam, einen anderen Rachmaninow zu entdecken, den dunklen und tiefen, und hat ihn, dem dunkle Momente nicht fremd sind, gut verstanden. "Ich habe es dann fünfundzwanzig Jahre lang nicht aufgenommen, weil ich dafür die perfekte Konstellation haben wollte: den perfekten Dirigenten, das Orchester, den Saal, das Instrument - das ist eine Wissenschaft!" Tharaud hat sich viel Zeit genommen für die Studioaufnahme in der Liverpooler Philharmonie mit dem Royal Liverpool Philharmonic Orchestra unter Alexander Vedernikov.

Noch eine Aufnahme mit diesem Klavierschinken? mögen Sie sich fragen. Es gelingt dem Zauberer am Klavier tatsächlich Rachmaninows Dauerbrenner Neues abzugewinnen; ganz deutlich wird das in der subtilen Behandlung der Mittelstimmen und vielleicht wird es Ihnen beim Anhören der CD, die außerdem fünf Fantasiestücke, die berühmte "Vocalise" und zwei Stücke für sechs Hände enthält, ergehen wie dem Hauptakteur Alexandre Tharaud: "Wenn ich Rachmaninow höre, fühle ich mich besser unglücklich."

Service

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Sendereihe

• Ö1 bis zwei

Gestaltung

• Renate Burtscher