Die Stille-Nacht-Kapelle in Oberndorf

APA/BARBARA GINDL

Radiokolleg - 200 Jahre "Stille Nacht"

Die Geburtsstunde eines Friedensgedichts (2).
Gestaltung: Helene Griesslehner und Teresa Fingerlos

Es liegt ein Zauber über diesem Gedicht und über diesem Lied, das weltweit Millionen Menschen im christlichen Raum Jahr für Jahr zu Weihnachten neu interpretieren oder gemeinsam unter dem Christbaum singen.

Sechs sogenannte Stille-Nacht-Gemeinden gibt es im Bundesland Salzburg: dazu zählt neben Oberndorf, Arnsdorf, der Stadt Salzburg, Hallein und Wagrain auch Mariapfarr, die Wiege des berühmtesten Weihnachtslieds der Welt. 1816 verfasste Koadjutor Joseph Mohr dort ein sechsstrophiges, weihnachtliches Gedicht, das nach seiner musikalischen Uraufführung zwei Jahre später zum vielleicht berühmtesten Lied der Welt werden sollte. Was dazwischen passierte wird immer noch diskutiert - schließlich geht es auch um Weltruhm.

Auf die Spuren des Liedes, und damit auf Entdeckungsreise zurück ins Jahr 1816, begeben sich die zwei Autorinnen Helene Griesslehner und Teresa Fingerlos: Es war ein hartes Jahr mit Missernten, hoher Kindersterblichkeitsrate und den spürbaren Auswirkungen der zu Ende gegangenen Napoleonischen Kriege. Die Umstände prägten das tägliche Leben der Menschen im Erzbistum Salzburg und veranlassten womöglich auch den Verfasser Joseph Mohr zu seinem Text in Mariapfarr. In der 2.000-Seelen-Gemeinde im Lungau wird im Jubiläumsjahr 2016 groß gefeiert - unter anderem mit musikalischen Veranstaltungen und Events aller Art, neuen Kompositionen sowie einem Theaterstück, das sich mit der Biografie Joseph Mohrs und der Entstehungszeit des Textes in Mariapfarr auseinandersetzt.

Eine große Sehnsucht nach Frieden - das ist es, was der sechsstrophige Text von Stille Nacht ausdrückt. Die Verknüpfung von theologischen Passagen mit volksnaher Weihnachtslyrik, gemischt mit Anspielungen auf die politischen Ereignisse der Zeit machen das Lied einzigartig. Einzigartig ist es aber auch in seiner musikalischen Form. Was macht die unglaubliche Erfolgsgeschichte aus? Womöglich all diese Faktoren, aber natürlich auch die Exklusivität rund um ein bestimmtes Datum, um das schönste christliche Fest im Jahr - Weihnachten.

Welche Versionen des Liedes existieren, was zwischen 1816 und heute passierte und wann man das Lied überhaupt singen darf - all diesen Fragen wird in diesem "Radiokolleg" auf den Grund gegangen. Ein spannender Auftakt in die baldige Weihnachtszeit ist es in jedem Fall.

Service

Literatur:

Gerlinde Haid u. Thomas Hochradner: Lieder und Tänze um 1800 aus der
Sonnleithner-Sammlung der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. Wien u.a.
Böhlau Verlag 200o (= Corpus Musicae Popularis Austriacae. Bd 12: Volksmusik in Salzburg. Hg. v. Salzburger Volksliedwerk).

Dietlinde Hlavac: Joseph Mohr. Das Leben des Stille Nacht-Dichters. Biografie.
Berchtesgaden: Plenk Verlag 2015.

Thomas Hochradner u. Gerhard Walterskirchen: 175 Jahre "Stille Nacht! Heilige Nacht!".
Symposiumsbericht. Salzburg: Selke Vlg 1994 (= Veröffentlichungen zur Salzburger
Musikgeschichte. Bd 5).

Martin Schimek: Musikpolitik am Hof eines aufgeklärt-absoluten Herrschers am Beispiel des
Salzburger Fürsterzbischofs Hieronymus Graf Colloredo. Dissertation Universität
Wien 1993.

Maria Vinzenz Süß: Salzburgische Volks-Lieder mit ihren Singweisen. Neudruck der Ausgabe von 1865. Wiesbaden: Sändig Verlag 1971.

Links:

Stille Nacht Gesellschaft

Theater: Stille Nacht - Mariapfarr 1816

Steudltenn Theaterfestival

Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Mariapfarrer Lehrerquartett
Titel: D'Salzburga Landwöhra
I: Mariapfarrer Lehrerquartett
Länge: 01:37 min

Komponist/Komponistin: Mariapfarrer Lehrerquartett
Titel: Lost auf, meine Herrn
I: Mariapfarrer Lehrerquartett
Länge: 00:41 min

Komponist/Komponistin: Mariapfarrer Lehrerquartett
Titel: Nudl in da Rein
I: Mariapfarrer Lehrerquartett
Länge: 00:44 min

Komponist/Komponistin: Robert Führer
Titel: Cypressenlaub Nr. 2: Poco Adagio
I: Sonja Brugger
Länge: 00:51 min

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