Gedanken für den Tag

22. Dezember 2016, 06:56

Singen und Weihnachten gehören zusammen. Ich erinnere mich an die Heiligabendgottesdienste meiner Kindheit, wo ich in immer der gleichen Kirchenbank die immer gleichen Lieder sang. Alle Jahre wieder, O du fröhliche, Stille Nacht - die konnte ich schon singen, bevor ich lesen lernte. An das wunderschöne Lied: "Ich steh an deiner Krippen hier" habe ich ebenfalls sehr frühe Erinnerungen. Eine Hobbysolistin des Kirchenchors sang es Jahr für Jahr in lautem aber gequältem Sopran von der Orgelempore und ich konnte von unserem Sitzplatz aus ihr Schattenbild an der Wand mitverfolgen. Seitdem sehe ich bei diesem Lied vor meinem inneren Auge ältere Damen mit ausladender Oberweite zusammen mit den Engeln und den Hirten an der Krippe.

Ein anderes Lied hat mir nicht zu einer imaginären Krippenszene verholfen, sondern zu einer theologischen Grundeinsicht. Es ist das Lied: Jauchzet ihr Himmel, frohlocket ihr Engel in Chören. Da kommt in der zweiten Strophe der Satz: Gott und der Sünder, die sollen zu Freunden nun werden. Das ist eine wunderbare Umschreibung des Weihnachtsevangeliums. Gott und der Mensch - von nun an befreundet. Und zwar nicht Gott und der endlich anständig gewordene Mensch, sondern Gott und der Sünder. Gott und die Sünderin.

Sünde, das bedeutet, dass der Faden zwischen Gott und dem Menschen gerissen ist. Keine Verbindung. Nichts geht mehr. Und in diese Beziehungslosigkeit hinein der Satz: Gott und der Sünder, die sollen zu Freunden werden. Gott wird Mensch, um endlich wieder mit mir befreundet zu sein, wenn ich das möchte. Gott als Freund - das ist das Angebot von Weihnachten. Lieder vermitteln Bilder. Und in manchen kann man sich wiederfinden.

Service

Kostenfreie Podcasts:
Gedanken für den Tag - XML
Gedanken für den Tag - iTunes

Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler