Hafenarbeiter in Reims

AFP/FRANCOIS NASCIMBENI

Europa-Journal

1. Von den Kommunisten zum Front National - die Neuorientierung der französischen Arbeiterschaft
2. Das neue Selbstbewusstsein der Afro-Portugiesen
3. Liechtenstein: das Volk wählt, der Fürst bestimmt
4. Polen, Juden und die Last der Nazivergangenheit

Moderation: Brigitte Fuchs


Von den Kommunisten zum Front National - die Neuorientierung der französischen Arbeiterschaft

Einst waren die Kommunisten die stärkste Partei Frankreichs, das ist allerdings schon einige Zeit her. In der Stadt Reims haben sie immerhin in einer Links-Koalition bis 2014 mitregiert. Wohin wandern die Wähler der Kommunisten ab? Zu einer Partei, die nach deren eigenen Worten mittlerweile die Nummer Eins in der französischen Parteienlandschaft ist: zum rechtsextremen Front National, von Marine Le Pen. Dafür werden vor allem die hohe Arbeitslosigkeit in der Champagner-Metropole und die mangelnden Perspektiven auf Seiten der Linken verantwortlich gemacht. Barbara Kostolnik war auf Spurensuche in Reims.


Das neue Selbstbewusstsein der Afro-Portugiesen

Portugals Kolonialgeschichte reicht weit zurück. Das kleine Land auf der iberischen Halbinsel begann bereits im Jahr 1415 mit seinen Eroberungsfeldzügen und ist somit die älteste Kolonialmacht Europas. Die Kolonialzeit zog sich über mehrere Jahrhunderte hinweg und endete erst mit der Rückgabe der letzten portugiesischen Überseeprovinz Macau an die Volksrepublik China im Jahr 1999. Auf dem afrikanischen Kontinent hielt Portugal trotz mehrerer blutiger Kolonialkriege bis Mitte der siebziger Jahre an seinen Kolonien fest. Doch als die Nelkenrevolution im Jahr 1974 das Ende der faschistischen Diktatur besiegelte, konnten sich auch die ehemaligen afrikanischen Überseeprovinzen Angola, Mozambique, Guinea-Bissau, Sao Tomé und Principe sowie die Kapverdischen Inseln von Portugal befreien. Bis zum heutigen Tag gibt es rege Debatten über die spezifischen Merkmale des portugiesischen Kolonialismus. Seit einigen Jahren hat eine neue Generation von afro-portugiesischen Wissenschaftlern und Aktivistinnen zusätzlichen Schwung in die Debatte gebracht. Die Kinder und Enkelkinder afrikanischer Einwanderer aus den ehemaligen Kolonien erheben ihre Stimme und fordern Chancengleichheit. Aus Lissabon berichtet Alexander Behr.


Liechtenstein: das Volk wählt, der Fürst bestimmt

Am Sonntag wählt Liechtenstein ein neues Parlament. Die Wahlberechtigten im Fürstentum haben die Wahl zwischen mehreren, mehr oder minder bürgerlichen Parteien. Die Fortschrittliche Bürgerpartei (FBP) und die Vaterländische Union bilden eine Koalition und der amtierende Regierungschef Adrian Hasler tritt wieder an. Das letzte Sagen aber hat nach wie vor der Fürst. Er besitzt ein Vetorecht. Eine bemerkenswerte politische Situation für das kleine Land zwischen Schweiz und Österreich. Lange währte das zweifelhafte Image einer Schwarzgeldoase. Was man weniger weiß: der Zwergstaat entwickelte sich innerhalb von nur rund eineinhalb Generationen zu einem starken Wirtschaftsraum und Standort internationaler Firmen. Die Mitarbeiter kommen zumeist aus dem Ausland, auch aus Österreich. Raphaela Stefandl hat ein Porträt des Fürstentums gezeichnet.


Polen, Juden und die Last der Nazivergangenheit

Alle Jahre wieder, rund um die Gedenktage der Befreiung von deutschen Konzentrationslagern im besetzten Polen gibt es Streit darum, wie diese Lager richtig zu nennen wären. Denn alle Jahre wieder taucht in den Medien und bei Veranstaltungen der falsche und irreführende Begriff "polnische Konzentrationslager" auf. Um dem ein Ende zu setzen, hat die nationalkonservative Regierung in Warschau ein Gesetz initiiert, das Haftstrafen von bis zu drei Jahren für Menschen vorsieht, die diesen Begriff verwenden. Holocaustforscher und Historiker, sowohl in Polen wie auch in Israel halten eine gesetzlich verordnete "Sprachregelung" allerdings für unsinnig. Ein Bericht von Igal Avidan

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