Andy Warhol, 1969

ASSOCIATED PRESS

Gedanken für den Tag

von Johanna Schwanberg, Leiterin des Dommuseums Wien. "Meister der Oberfläche" - Zum 30. Todestag von Andy Warhol. Gestaltung: Alexandra Mantler

"Wenn du alles über Andy Warhol herausfinden willst, dann betrachte nur die Oberfläche; hier findest du mich. Dahinter ist gar nichts". So beschrieb sich der 1987 verstorbene Pop-Art-Künstler Andy Warhol gerne selbst.

Die Stilisierung zum "Meister der Oberfläche" und das Bekenntnis zur glatten Ästhetik der Werbe- und Konsumwelt gehören untrennbar zu seinem Kunstkonzept. Denn Warhol wollte einen Massenartikel erfinden, der die Bekanntheit von "Jeans" erreicht. Und er wollte so unsterblich werden wie seine Bildsujets Marilyn Monroe oder Coca-Cola.

Dreißig Jahre nach seinem Tod sind Andy Warhols mittlerweile zu Ikonen gewordene Bilder gefragter denn je. Sie erzielen am Kunstmarkt Höchstpreise. Dies liegt nicht nur an seinem legendären Auftreten mit dunkler Sonnenbrille und silberner Perücke. Warhols Kunst wie auch seine Forderung, jeder müsse im Leben einmal 15 Minuten berühmt sein, erscheinen wie die Vorwegnahme gegenwärtiger massenmedialer Phänomene. In einer unvergleichlichen Direktheit hat Andy Warhol das "Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit" neu definiert. Seine "Factory" verstand sich als Kunstfabrik mit zahlreichen Mitarbeitern, die gemeinsam Bilder, Objekte, Drucke, Filme und Musik hervorbrachten.

Mich interessiert nicht nur Warhols Kunst, sondern auch sein Lebensweg. Gerade jetzt, wo weltweit Grenzziehung und Nationalismus wieder im Erstarken sind. Denn Warhols Erfolgsgeschichte verdeutlicht, wie sehr eine Gesellschaft durch Migration belebt werden kann. Schließlich stammte der in Pittsburgh unter dem Namen Andrew Warhola Geborene aus einer Familie osteuropäischer Einwanderer. Sein Blick auf Amerika war durch die Kindheit in der ruthenischen Minderheitengemeinde geprägt. So schrieb er später: "Wenn ich an meine High-School-Zeit denke, fällt mir nur der lange Schulweg durch das tschechische Ghetto ein, mit den Babuschkas und den blauen Arbeitsanzügen an den Wäscheleinen."

Andy Warhol gelang der amerikanische Traum wie keinem Zweiten: Binnen weniger Jahre wurde aus einem stets kränklichen Kind mit Migrationshintergrund ein Superstar, der schließlich als "Papst der Popkultur" in die Geschichte einging.

Service

Kostenfreie Podcasts:
Gedanken für den Tag - XML
Gedanken für den Tag - iTunes

Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Lou Reed
Album: THE BEST OF THE VELVET UNDERGROUND
Titel: Femme fatale
Ausführende: The Velvet Underground /Gesang m.Begl.
Länge: 02:00 min
Label: Verve 8411642

weiteren Inhalt einblenden