Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

"Wie zu lesen sei".
Die kritische Hermeneutik des französischen Philologen Jean Bollack.
Von Nikolaus Halmer.

Der Philologe Jean Bollack (1923 - 2012) zählte zu den führenden Intellektuellen in Paris. Er stand in regem Gedankenaustausch mit Jacques Derrida, Jacques Lacan, Pierre Bourdieu oder Paul Celan. Bollack begründete die "kritische Hermeneutik", die keine allgemein verbindliche Methode anerkennt, wie Texte zu interpretieren seien.

Bollack verzichtete auf einen in sich geschlossenen, philosophisch oder kulturgeschichtlich motivierten Deutungsrahmen und betonte die Unabschließbarkeit philologischer Interpretationen. Man müsse vielmehr ein philologisches Lesevermögen üben, das die eigenen Lektüren skeptisch prüft und an der Geschichte der Interpretationen misst. So komme man dem Reichtum der Werke auf die Spur, ohne dass sie ihren Rätselcharakter verlieren. Bollack folgte einem Ratschlag seines Bekannten Paul Celan: "Lesen Sie! Immerzu nur lesen, das Verständnis kommt von selbst".

Service

Jean Bollack: Sinn wider Sinn. Wie liest man, übersetzt von Renate Schlesier, Wallstein Verlag
Jean Bollack: Dichtung wider Dichtung. Paul Celan und die Literatur, übersetzt von Werner Wögerbauer, unter Mitwirkung von Barbara Heber-Schärer, Christoph König und Tim Trzaskalik, Wallstein Verlag
Jean Bollack: Paul Celan. Poetik der Fremdheit, übersetzt von Werner Wögerbauer, Zsolnay Verlag
Jean Bollack: Herzstein, übersetzt von Werner Wögerbauer, Zsolnay Verlag
Jean Bollack: Mallarmé, herausgegeben und übersetzt von Tim Trzaskalik, Matthes&Seitz Verlag
Jean Bollack: Die Philologie auf der Bühne, herausgegeben von Rosella Saetta Cottone und Werner Wögerbauer, in "Maske und Kothurn", Internationale Beiträge zur Theater-, Film - und Medienwissenschaft, Böhlau Verlag
Christoph König: Philologie der Poesie. Von Goethe bis Peter Szondi, de Gruyter Verlag

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