Die zeitgenössische Darstellung zeigt König Richard I. von England, genannt "Löwenherz", während des 3. Kreuzzuges.

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Betrifft: Geschichte

Kreuzzüge. Religiöser Kampf und kultureller Austausch. Mit Stephan Köhler, Historiker und Mitarbeiter am Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte, Universität Mannheim.
Gestaltung: Isabelle Engels

Mit dem spontanen Zuruf "Gott will es!" antwortete die Menge auf die Predigt Papst Urbans II. 1095 in Clermont, in der er zur Befreiung Jerusalems und zum Aufbruch in das Heilige Land aufrief. Er wurde zum Schlachtruf einer Bewegung, die später als "Die Kreuzzüge" in die Geschichte eingehen sollte.

Der Begriff "Kreuzzüge" gehört zur politischen Standardrhetorik. Nicht zufällig nannte schon 1948 der US-amerikanische General und spätere Präsident der Vereinigten Staaten, Dwight D. Eisenhower, seine Kriegsmemoiren "Crusade in Europe" - eine Anspielung auf den Kampf gegen das Böse und Nazi-Deutschland. Auch Djihadisten sprechen in Bekennervideos nach Terrorakten von einem "Heiligen Krieg" gegen die "Ungläubigen" und reihen ihre Aktionen damit in die Tradition mittelalterlicher Religionskriege ein.

Der Begriff "Kreuzzug" wird heute inflationär gebraucht - doch was steckt hinter dem ursprünglichen Phänomen des Kreuzzugs? Die Quellen des 11. Jahrhunderts, der Zeit des ersten Kreuzzugs, kannten das Wort Kreuzfahrer nicht und bezeichneten Wallfahrer und Kreuzfahrer gleichermaßen als "Peregrini", Pilger. Das Wort Kreuzzug entstand erst knapp 100 Jahre später.

Die Kreuzzüge gelten häufig als Ausdruck einer "mittelalterlichen" Mentalität, die zutiefst von Frömmigkeit, Brutalität und fanatischem Glauben geprägt war. Zweifellos fanden im Mittelalter mit aller Härte geführte Konfrontationen zwischen unterschiedliche Kulturen und Religionen statt. Doch auf der anderen Seite förderten Kreuzzüge das Interesse an "den Anderen". Abt Petrus Venerabilis ließ 1142 die erste lateinische Koranübersetzung durch die berühmte Übersetzerschule in Toledo anfertigen - einer Stadt, die 35 Jahre zuvor noch unter muslimischer Herrschaft stand. Ebenso kam es durch die Kreuzzüge zu einem regen Austausch an Waren, wissenschaftlichen Erkenntnissen und technischem Knowhow - über konfessionelle Grenzen hinweg.

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