Radiogeschichten

"Warentermingeschäfte". Von Uwe Timm. Es liest Peter Faerber. Gestaltung: Roland Knie. Präsentation: Gudrun Hamböck

Uwe Timm, einer der gegenwärtig bedeutendsten deutschen Erzähler, Jahrgang 1940, ist zwischen den Kriegstrümmern seiner Heimatstadt Hamburg aufgewachsen - und auch zwischen den zerstörten Leben seiner Bewohner/innen. Timm ist ein genauer Beobachter - nicht unbedingt Protokollant - des Alltäglichen, dessen Faszination für ihn umso größer wird, je dominanter darin der Kampf ums Überleben ist und je mehr man sich diesen Kampf durch diverse Geschichten erträglich zu machen versucht.

Sicherlich braucht alles menschliche Leben Geschichtenerzählen - viel mehr aber noch alles Über-Leben. So sehr, dass vermeintlich bedeutende - im Fall von Uwe Timms altem Cousin, des Termin-Geschäftemachers, sogar kriminelle - Vorgänge hinter diesem phantastisch - therapeutischen Vorhang fast verschwinden.

Und noch etwas Wichtiges stellt der Erzähler aus den Überlebensquartieren von Nachkriegs-Hamburg fest: Eine Moral haben all diese Geschichten nicht. Auch diese, die seine, nicht. Weil diese Erzählungen und Sich-Selbst-Erklärungen nämlich keine haben.

Service

Uwe Timm, "Warentermingeschäfte" aus "Der Blick über die Schulter oder Notizen zu einer Ästhetik des Alltags" in "Uwe Timm Lesebuch", München, 2005. Abdruck in: "Alle meine Lieben: Die schönsten Familiengeschichten", hrsg. von Karoline Adler und Brigitte Hellman, dtv, München, 2011

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