Memo - Ideen, Mythen, Feste

Geheimprotestantismus in Oberkärnten

"Ketzer-Bauern-Bücherschmuggler". Eine Spurensuche in Oberkärnten, wo österreichische Protestantinnen und Protestanten am besten im Geheimen überlebt haben und es bis heute ländliche evangelische Gemeinden gibt. - Gestaltung: Wolfgang Slapansky

Die Reformation - ausgelöst durch die vor genau 500 Jahren verfassten 95 kirchenkritischen Thesen des damaligen Ordensmannes Martin Luther - hat sich im 16. Jahrhundert in Österreich wie ein Lauffeuer verbreitet. Ganze Regionen waren bald überwiegend protestantisch. Im Gailtal, im Drau- oder im Liesertal etwa, rund um Villach oder Feldkirchen, haben sich die neuen Ideen rasch verbreitet.

In Oberkärnten waren es unter anderem Bauern und Bergknappen, die sich den Lehren Luthers anschlossen. Ganz zum Missfallen des katholischen Landesherren und der Kirche. Ihr Ziel war es, das Land wieder katholisch zu machen. Der Protestantismus wurde verboten und mit drastischen Strafen belegt. Im Jahr 1600 wurde deshalb eine landesfürstliche Reformationskommission ins Leben gerufen, mit der Aufgabe, bis in die entlegensten Winkel des Landes nach Menschen zu suchen, die sich weigerten, wieder katholisch zu werden. Im Zuge der Reformation entstandene Bibeln und Gebetsbücher wurden konfisziert und verbrannt, Prediger vertrieben.

Doch im Untergrund lebte in Oberkärnten die protestantische - oder auch "evangelische" - Variante des christlichen Glaubens weiter, als Geheimprotestantismus. Die Menschen mussten ihre verbotenen Lutherbibeln verstecken, ebenso ihre Gebetsbücher oder andere Schriften. Gottesdienste wurden im Verborgenen gefeiert. Als im späten 18. Jahrhundert den evangelischen Gläubigen ihre Religionsausübung wieder gestattet wurde, haben sich etwa in Weißbriach 90 Prozent als evangelisch eintragen lassen.

"Memo" unternimmt eine Spurensuche nach Oberkärnten, wo österreichische Protestantinnen und Protestanten am besten im Geheimen überlebt haben und es bis heute ländliche evangelische Gemeinden gibt.

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