Die "stille" Sucht

20. Juni 2017, 13:00

Keine Sucht ist so schlecht erforscht wie die Medikamentensucht. Tablettenabhängigkeit findet im Verborgenen statt und wird meist von Ärzten verursacht, die Pillen verschreiben, ohne ausreichend auf das Suchtpotential hinzuweisen. Ungefähr 150.000 Menschen in Österreich sind medikamentensüchtig. Die Dunkelziffer liegt wahrscheinlich viel höher, vermuten Experten. Betroffen sind zu mehr als zwei Drittel Frauen. Oft haben sie jahrelang nur die vom Hausarzt verschriebene Menge konsumiert und gar nicht gemerkt, dass sie abhängig geworden sind.

In den USA steht man derzeit vor der größten Gesundheitskrise, die das Land je gesehen hat: Mehr als zwei Millionen Menschen sind von schmerzstillenden Opioiden abhängig, 30.000 sterben jährlich an einer Überdosis. In Österreich konzentriert sich die Tablettensucht auf Beruhigungsmittel aus der Gruppe der Benzodiazepine. Valium, der erste "Blockbuster" der Pharma-Geschichte zählt dazu. Zuerst beruhigen Benzodiazepine, lassen die Ängste verschwinden, wirken schlaffördernd und krampflösend. Aber nach nur ein paar Wochen Einnahme können sie zu einer schweren Abhängigkeit führen. Bei alten Menschen sind häufig Verwirrung, Gedächtnisstörungen, Sturzneigungen, Benommenheit und Artikulationsstörungen die Folgen.

Natasa Konopitzky spricht mit Roland Mader, dem Leiter der Station für Alkohol-, Medikamenten- und Spielsucht am Anton-Proksch-Institut in Wien, über die Ursachen der Medikamentenabhängigkeit und Wege aus der Sucht.

Diskutieren Sie mit - per Mail an punkteins(at)orf.at oder live während der Sendung unter der Telefonnummer 0800 22 69 79 - kostenlos aus ganz Österreich.

Sendereihe

• Punkt eins

Gestaltung

• Natasa Konopitzky