Gedanken für den Tag

Michael Landau über das geglückte Leben

Der österreichische Caritaspräsident über Zivilgesellschaft und Solidarität. - Gestaltung: Alexandra Mantler

Ich glaube. Ich glaube: Gott hat uns den Verstand gegeben, damit wir ihn benützen. Gott ist für mich kein Lückenbüßer für die Dinge, die wir noch nicht erklären können. Im Gegenteil. Aus meiner Sicht nimmt das Staunen zu, je genauer wir auf die Welt und auf das Leben blicken.

Wir können eine Fliege zwar ganz fein zerteilen, das Zusammenspiel aller ihrer Einzelteile darstellen, beschreiben, erklären - eines Tages vielleicht auch ihr Verhalten begründen. Aber haben wir deswegen schon begriffen, was eine Fliege ihrem Wesen nach ausmacht? Und gilt das nicht umso mehr für jeden einzelnen von uns Menschen? Was macht mich zu dem, der ich bin? Warum ist etwas und nicht nichts? Als Biochemiker kann ich diese Frage weder sinnvoll stellen, noch sinnvoll beantworten. Als Theologe aber darf ich hoffen.

Ich bin überzeugt: Das Wissen um schwarze Löcher im Universum und der Glaube an Gott schließen einander nicht aus. Das Programm der Aufklärung ist mit dem Glauben vereinbar. Mehr noch: Das Prinzip der Aufklärung verpflichtet mich, mich meinem Glauben immer wieder kritisch, unterscheidend, zu stellen. Dahinter steht meine Überzeugung, dass beides - Glaube und Naturwissenschaft - letztlich Beschreibungen der einen Wirklichkeit sind. Die Naturwissenschaft beantwortet im Kern die Frage nach dem Wie dieser Wirklichkeit. Und der Glaube stellt sich der Frage nach dem Warum.

Beide Fragen in einer guten Balance zu halten, scheint mir wichtig. Für mich selbst, aber wohl auch für die Gesellschaft insgesamt. Das gilt umso mehr für eine Zeit, in der alles gemessen, evaluiert und berechnet wird. Wir kennen von allem den Preis, aber nur noch selten den Wert. Doch gerade mit Blick auf den Menschen möchte man hinzufügen: Der Mensch hat nicht Wert, der Mensch hat Würde. Das Staunen über diese Würde des Menschen, nicht zuletzt in ihrer Tiefendimension, kann ein Zugang zu dem sein, was Glauben heute meint. Was er für mich persönlich meint.

Service

Nachbar in Not

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Zbigniew Preisner/geb.1955
Album: ZBIGNIEW PREISNER: 10 LEICHTE STÜCKE FÜR KLAVIER
Titel: Nr.5 The art of flying
Solist/Solistin: Leszek Mozdzer /Klavier
Länge: 02:00 min
Label: EMI Classics 5569712

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