Frida Kahlo

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Gedanken für den Tag

Johanna Schwanberg über Frida Kahlo

"Leidenschaft, Schmerz und Kunst" - Zum 110. Geburtstag der Malerin Frida Kahlo spricht die Direktorin des Dom Museum Wien, Johanna Schwanberg, über die Vermittlerin zwischen zwei Kulturen, die Fragen aufwarf, die heute aktueller denn je sind. - Gestaltung: Alexandra Mantler

Religion

"Ich malte die Sonne als Zentrum aller Religionen, als erste Gottheit, als Schöpferin und Bewahrerin des Lebens", so Frida Kahlo zu ihrem 1945 entstandenen "Moses oder Schöpfungskern". Dieses kleinformatige Bild zeigt im Zentrum unterhalb des Sonnensymbols die Geburt von Moses in Form eines Querschnitts durch eine Gebärmutter. Rechts und links der Sonne ist eine Reihe von Gottheiten und historischen Gestalten dargestellt.

Die Kommunistin Frida Kahlo stand als Tochter einer streng gläubigen Katholikin der katholischen Kirche stets kritisch gegenüber. Dennoch bezog sie sich unübersehbar auf die christliche Ikonografie. Anfang der dreißiger Jahre begann Kahlo auf Metall zu malen - und ahmte damit bewusst volkstümliche Votivbilder nach, auf denen etwa Gott, einem Heiligen oder der Mutter Gottes für eine Genesung gedankt wird. Wenn Kahlo sich als Märtyrerin mit einer Dornenkrone um den Hals darstellt, macht sie aus sich selbst eine Ikone.

Kahlo bezog ihre Symbolsprache aber nicht nur aus der christlichen Religion. Genauso zentral war für sie die Symbolik der präkolumbischen aztekischen Religion. Später kombinierte sie diese beiden religiösen Eckpfeiler ihrer Kunst auch mit Symbolen aus östlichen Religionen. So erscheinen auf den Porträts häufig das dritte Weisheitsauge oder das Ying-Yang-Symbol.

Das Gemälde "Moses" ist deshalb so spannend, weil es Kahlos visueller Versuch ist, den Ursprung des Menschen und die Glaubenssysteme zu erklären. Es zeigt das Nebeneinander rivalisierender Religionen und Kulturen, auch das Aufeinandertreffen von jahrtausende alten Glaubensüberzeugungen und Naturwissenschaft.

Frida Kahlos Bilder sprechen Menschen überall auf der Welt an, weil auf ihnen nicht die Symbolik einer einzigen Religion zu finden ist, sondern weil sich Bezugspunkte zu unterschiedlichen Religionen ergeben. Auch weil sie die Kritik an Religionen und die tiefe Sehnsucht nach Glaubenssystemen in sich vereinen.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Elliot Goldenthal/geb.1954
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Julie Taymor
Vorlage: Hayden Herrera
Gesamttitel: FRIDA / Original Filmmusik
Titel: Burn it blue
Untertitel: MUSIC FROM THE MOTION PICTURE SOUNDTRACK
Solist/Solistin: Caetano Veloso /Gesang m.Begl.
Solist/Solistin: Lila Downs /Gesang m.Begl.
Leitung: Stephen Mercurio
Orchester: Filmorchester
Länge: 02:00 min
Label: DG/Universal Classics 4741502

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