Francis Wahle und seine Schwester Anna. Beide wurden nach England via Kindertransport verschifft.

AP/KIRSTY WIGGLESWORTH

Radiokolleg - Verschickt, um zu überleben

Verschickt, um zu überleben

Jüdische Kindertransporte nach England 1938/39 (2). Gestaltung: Ute Maurnböck-Mosser

Es waren insgesamt rund 10.000 jüdische Mädchen und Buben, die ohne ihre Eltern nach Großbritannien fuhren. Im Gepäck hatten sie das Allernötigste - und Fotos von ihrer Familie, die sie in vielen Fällen nicht mehr wiedersehen sollten. Nach den Novemberpogromen 1938 beschloss die britische Regierung jüdische Kinder aufzunehmen.

Bis September 1939 verließen Züge mit Kindern Deutschland, Österreich, Polen und die Tschechoslowakei. Bezahlt wurden der Transport und die Unterkunft allerdings von in Großbritannien lebenden Verwandten oder Freunden der jüdischen Kinder oder von Hilfsorganisationen. Die Schicksale der Kinder verliefen unterschiedlich.

Viele fühlten sich von den Eltern im Stich gelassen, andere fühlten sich in der neuen Heimat bald zuhause und konnten mit den eigenen Eltern - so sie diese überhaupt wiedersahen - Jahre später nur schwer wieder eine Beziehung aufbauen. Die Zeit mit den Pflegeeltern prägte alle. Einige Kinder wurden als billige Arbeitskräfte missbraucht, die, die mehr Glück hatten, fanden tatsächlich neue Familien.

Nur eines von zehn Kindern fand nach dem Krieg seine Eltern wieder. Die wenigsten kehrten in ihre Heimat zurück, sondern blieben in England oder wanderten in die USA oder nach Israel aus.
Bis heute ist allgemein wenig bekannt von den Kindern, die dem Holocaust entgehen konnten. Im Radiokolleg erzählen Überlebende von ihrer Kindheit und Jugend.

Service

Filme
"My Knees were Jumping" von Melissa Hacker

Die Kurzversion des Films "Und ich reise noch immer..."


Literatur
Ruth Barnett: Nationalität Staatenlos. Die Geschichte der Selbstfindung eines Kindertransportkindes, Metropol Verlag 2016

Anna Wexberg-Kubesch: Vergiss nie, dass du ein jüdisches Kind bist. Der Kindertransport nach England 1938/39, Mandelbaum Verlag 2012

Anne C. Voorhoeve: Liverpool Street, Verlag Ravensburger 2007


Kindertransport-Museum "Für das Kind"
Radetzkystraße 5
(Eingang Pfefferhofgasse 5)
A-1030 Wien
E-Mail
Besichtigung nach Vereinbarung

World Jewish Relief

The Kindertransport Association

The Association of Jewish Refugees

Quakers and Kindertransport

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