Deutsche Truppen erreichen 1938 Wien

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Salzburger Nachtstudio

"Als Radiohören gefährlich war" - Wellenreiten in den Reichsrundfunk

"Salzburger Nachtstudio".
Special im Rahmen von 50 Jahre Ö1 als Sommer-Serie die Wiederholung von "Als Radiohören gefährlich war", Teil 3 der Sendereihe aus dem Jahr 1989 von Franz Richard Reiter.

Im dritten Teil dieser fünfteiligen Sendereihe stehen Programme aus der Sowjetunion, aus Algier, Bari und Rom, die man eigens für das durch die Nazis okkupierte Österreich ausstrahlte, sowie die legendären Freitagssendungen von Professor Jean Rudolf von Salis aus der Schweiz im Mittelpunkt.

In der Sowjetunion wurden gleich zwei verschiedene Programme speziell für Österreich produziert und nach Österreich ausgestrahlt. Man konnte Sendungen hören, deren Herkunftsland klar erkennbar war. Sie trugen die Bezeichnung "Radio Moskau für Österreich".

Neben diesem Programm, das einen offiziellen Status hatte, gab es den schwarzen "Sender Österreich". Man legte nahe, dass er in Österreich selbst stationiert wäre. Er brachte auch Falschmeldungen. Sein Chefredakteur Erwin Zucker-Schilling erinnert sich.
Vom "Sender Österreich" wurden auch die berühmten satirischen Texte von Ernst Fischer, dem späteren österreichischen Unterrichtsminister, mit dem Titel "Der Miesmacher" ausgestrahlt. Diese im österreichischen Idiom gehaltenen und gereimten Verse wurden so populär, dass Teile von ihnen nachweislich als Witze unter der Bevölkerung im Umlauf waren. Man erzählte sie hinter vorgehaltener Hand. Wer dabei erwischt wurde, musste gleichfalls mit Zuchthaus oder der Todesstrafe rechnen.

In der Sowjetunion wurde unter der Leitung des österreichischen Flüchtlings Friedrich Hexmann eine eigene Methode entwickelt, sich direkt an die Hörer der Radiosendungen des Dritten Reichs zu wenden. Es war das sogenannte "Wellenreiten". Wir bringen davon eine Probe in Originalaufnahme, bei der die Einschaltung von der Sowjetunion aus in ein Musikprogramm des Reichsrundfunks erfolgte.

Weiters bringen wir den wahrscheinlich einzigen erhaltenen Originalton der legendären Sendungen von Prof. Jean Rudolf von Salis, die von der Schweiz ausgestrahlt wurden. Seine ungefärbte, sachlich-nüchterne Analyse der Weltlage und des Kriegsverlaufs stand in krassem Gegensatz zu den bellenden Propagandasendungen des Dritten Reichs.

Erich Dermann erinnert sich an die Sendungen für Österreich, die von Algier, dann von Bari und zuletzt von Rom ausgestrahlt wurden. Besonders seltene Tondokumente stellen Kennmelodie samt Stationsansage des Senders von Rom sowie seine Sendung zur Befreiung Wiens dar.


Musik: Singen gegen den Krieg - feministische und pazifistische Lieder.

Service

Die satirischen Verse "Der Miesmacher" können in dem Buch, Franz Danimann, Flüsterwitze und Spottgedichte unterm Hakenkreuz, erschienen im Ephelant Verlag 200, nachgelesen werden.

Gestalter der Reihe "Als Radiohören gefährlich war": Franz Richard Reiter

Sendereihe

Gestaltung