Gedanken für den Tag

Brigitte Schwens-Harrant über Jane Austen

"Ironie und Vorurteil". Zum 200. Todestag von Jane Austen wirft die Feuilletonchefin der Wochenzeitung "Die Furche", Brigitte Schwens-Harrant, einen Blick auf die Werke der Autorin. Gestaltung: Alexandra Mantler

Aufmüpfige Frauen

Jane Austen starb am 18. Juli 1817. Da war die Schriftstellerin gerade 41 Jahre alt und lebte unverheiratet mit Mutter und Schwester auf einem Anwesen des Bruders. Frauen waren abhängig von den Besitztümern ihrer Männer. Hatten sie keinen Mann, war es daher gut einen Bruder mit Besitz zu haben. Jane Austen habe, so heißt es, in jüngeren Jahren einen Heiratsantrag zwar zunächst angenommen, ihn am nächsten Tag aber wieder abgelehnt, denn "außer seiner Körpergröße sprach nichts" für diesen Mann.

Was ein solches Verhalten Anfang des 19. Jahrhunderts bedeutete, lässt sich auch in ihren Romanen lesen. Doch diese erzählen einen großen gesellschaftlichen Umbruch zu jener Zeit: Die Ehe als ökonomische Zweckgemeinschaft begann sich langsam ein wenig zu bewegen in Richtung jener Art von Ehe, die heute als das Ideal gilt: die romantische Liebesheirat. Nicht nur Vernunft soll entscheiden, sondern auch das Gefühl.

Jemanden heiraten, den man nicht will? Jane Austens aufmüpfige Frauengestalten lassen sich das so nicht bieten, sie verweigern sich den Hochzeitsplänen ihrer Verwandten und weisen Heiratsanträge zurück. Ein Mann, der Mitte Dreißig schon Flanellwäsche trägt? Nein danke. Austens Frauen sind da oft ganz deutlich. Forderungen werden nicht mehr nur von männlicher Seite eingebracht, auch die Frauen beginnen Ansprüche zu stellen an das Gegenüber, mit dem sie dann leben und dem sie den Haushalt führen und Kinder gebären müssen. Auch wenn ihre Forderungen und ihre Liebe dann oft praktischen Überlegungen weichen müssen.

Austens Frauenfiguren haben einen erstaunlich nüchternen Blick auf die Ehe. Entsprechend offen hat die Schriftstellerin ihre Romane gestaltet. Selbst wenn das Ende wie ein Happy End wirkt: Es ist nie sicher, ob das Glück von Dauer ist. Von selbst geht da nichts, und dass Beziehungen ziemlich viel Arbeit bedeuten, auch das lässt Austen ihre Paare oft schon auf dem mühevollen Weg zur Hochzeit erfahren.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Patrick Doyle/geb.1953
Vorlage: Jane Austen/1775 - 1817
Gesamttitel: SENSE AND SENSIBILITY / Original Filmmusik
Titel: Weep you no more sad fountains
Anderer Gesamttitel: SINN UND SINNLICHKEIT / Original Filmmusik
Solist/Solistin: Jane Eaglen /Sopran
Orchester: Filmorchester
Leitung: Robert Ziegler
Länge: 02:00 min
Label: Sony Classical SK 62258

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