Martin Kolozs über das Gute

30. August 2017, 06:56

Was es bedeutet, gut zu sein, sagt uns das Gewissen; so heißt es jedenfalls. Und wer kennt nicht das Sinnbild des kleinen Engels und des kleinen Teufels, die links und rechts auf den Schultern einer Person sitzen und gegeneinander versuchen, diese durch unausgesetztes Zureden und säuselnde Verführung auf ihre jeweils andere Seite zu ziehen?

Das Gewissen, so sagt man in diesem Fall, hilft dabei die richtige Entscheidung zu treffen; es sagt uns, was gut ist, zu fühlen, zu denken und zu tun! Nun wissen wir allerdings - aus langer und manchmal auch schmerzhafter Erfahrung -, dass sich nicht immer alle für dieselbe vermeintlich richtige Seite entscheiden, sondern dass dieser jenes und jene dieses tut, aber dennoch beide davon überzeugt sind, gewissenhaft und damit gut gehandelt zu haben. Es stellt sich also die Frage, ob sich das Gewissen irren kann, weil man ja nicht glauben möchte, dass sich über die Generationen hinweg so viele Unzählige gegen ihr Gewissen entschieden haben; und ist das Gewissen in logischer Konsequenz somit gar kein Garant dafür, wenn man fragt, was es bedeutet, gut zu sein?

Ich stelle es mir so vor: Das Gewissen muss wie ein Talent geschult werden; es ist kein ausgefüllter Wertekatalog, den man einfach auswendig lernen und zu jeder x-beliebigen Gelegenheit anwenden kann, sondern man muss es wie einen Muskel trainieren, damit es stark und unbeugsam wird; dazu gehört es, manchmal einen Fehler zu machen, um ein schlechtes Gewissen kennen zu lernen, ebenso wie es dazugehört, ein reines Gewissen zu haben, weil man bewusst und mit Überzeugung auf das Schlechtsein verzichtet hat. Die Herausforderung liegt nun darin, sein Gewissen vollends auszubilden, um an jenen Punkt des Weges zu gelangen, wo es keine Entscheidung mehr braucht, sondern einzig und allein den nächsten Schritt.

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• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler