Buben in Kenia werden einem Beschneidungsritual unterzogen

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Nur ein Stück Haut?

Rituelle Beschneidungen bei Buben
Von Gabriele Anderl

Im Judentum und im Islam gilt die Beschneidung von Buben als zentraler Bestandteil der religiösen Pflichten. Auch in vielen nicht islamisch geprägten Gesellschaften Afrikas ist dieser Brauch weit verbreitet. Meist als Initiationsritus, der die Aufnahme des Jugendlichen in die Gemeinschaft der erwachsenen Männer symbolisiert.

Für Juden besiegelt die Zirkumzision, "Brit Mila", den Bund mit Gott. Sie wird am achten Tag nach der Geburt von einer speziell ausgebildeten Person, dem Mohel, der oft gleichzeitig Arzt ist, durchgeführt. Muslimische Buben werden vielfach erst später, jedenfalls aber vor Vollendung des 14. Lebensjahres beschnitten, mit oder ohne Betäubung. Sie werden mit festlichen Kostümen bekleidet, das Kinderzimmer wird für die Feier aufwendig geschmückt. - Vor allem in europäischen Ländern wird die religiös motivierte Beschneidung Minderjähriger in den letzten Jahren kontrovers diskutiert.

Ein konkreter Vorfall in Österreich zeigt, dass bei Komplikationen rasch der Vorwurf laut wird, ein Kind werde einem medizinisch nicht notwendigen Eingriff und damit vermeidbaren Gefahren ausgesetzt. Die Beschneidung sei eine Verletzung fundamentaler Kinderrechte. Andererseits steht der Verdacht im Raum, dass dieses Argument gerade in Ländern mit einer langen Geschichte des Antisemitismus und anderer Formen religiöser Intoleranz besonders lautstark artikuliert wird.

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