Christoph W. Bauer

FLORIAN SCHNEIDER

Gedanken für den Tag

Christoph W. Bauer über Ovid

"Vivam - Ich werde leben" - Zum 2000. Todestag von Publius Ovidius Naso. Der Schriftsteller Christoph W. Bauer macht sich Gedanken über den ersten Dichter in der Geschichte der Poesie. - Gestaltung: Alexandra Mantler

Er habe sich vor seinem ersten öffentlichen Auftritt gerade erst ein- oder zweimal rasiert, fabuliert Ovid, wie so oft verschwimmt die Grenze zwischen Fiktion und Realität. Ungeachtet dessen, er hat ein Werk hinterlassen, das in seiner Spannbreite unübertroffen bleibt in der antiken Poesie. Von der Liebeselegie über die erotische Lehrdichtung, vom Klagelied bis hin zum Versepos, zur Tragödie oder zum Fluchgedicht, zu Kunstbriefen und Kalendern reicht sein Repertoire.

Und klar, er ist öffentlich aufgetreten, Poesie will gehört werden, das gilt in der Antike mehr als in unseren Tagen. Alle Dichter des Altertums setzen auf Effekte und wohldossierten Klang, und der entfaltet sich bei einer Lesung stärker als bei reiner Textlektüre. sub aQUA sub aQUA hört man die Frösche dann quaken, nicht sub aqua sub aqua.

Bei den Lesungen kommt es vor allem darauf an: Wie reagiert das Publikum? Sind Korrekturen vorzunehmen? Bisher existiert der Text nur auf einem mit einer Wachsschicht überzogenen Holztäfelchen. Haben die Verse die Probe bestanden, gehen sie an die Abschreiber, zunächst an Freunde, dann an Kopisten, die in öffentlichen Bibliotheken arbeiten, zuletzt an die Angestellten der Buchhändler, die wiederum Abschriften anfertigen. So finden auch Ovids Bücher ihren Weg in die literarische Welt - wobei von Büchern nicht die Rede sein kann. Eine Papyrusrolle halten die ersten Ovid-Leser in Händen, mühsam gestaltet sich die Lektüre, Worttrennung, Groß- und Kleinschreibung Fehlanzeige, auch keine Satzzeichen gibt es.

Da schon lieber zu einem Vortrag von Ovid. Und vielleicht liest er ja jene Passage aus den "Metamorphosen", in der die Frösche quaken.

Poesie entfaltet sich immer auch über den Klang. Das hat sich bis heute nicht geändert. Wir sollten uns so manchen Text laut vorlesen.

Service

Christoph W. Bauer, "Das zweite Auge von Florenz. Zu Leben und Werk von Guido Cavalcanti", Verlag Das Wunderhorn
Christoph W. Bauer, "stromern. Gedichte", Haymon Verlag
Christoph W. Bauer, "In einer Bar unter dem Meer. Erzählungen", Haymon Verlag

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Henry Purcell/1659 - 1695
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Nahum Tate/1652 - 1715
Urheber/Urheberin: Henry PURCELL/1659 London - 21.11.1695 London
Gesamttitel: DIDO AND AENEAS / Oper in 3 Akten / Gesamtaufnahme
Titel: 1. Ouvertüre (00:02:10)
Leitung: Raymond Leppard
Orchester: English Chamber Orchestra
Solist/Solistin: Jessye Norman /Dido, Sopran
Solist/Solistin: Thomas Allen /Aeneas, Bariton
Solist/Solistin: Marie McLaughlin /Belinda, Sopran
Solist/Solistin: Patricia Kern /Zauberin, Mezzosopran
Solist/Solistin: Helen Walker /1.Hexe, Sopran
Solist/Solistin: Della Jones /2.Hexe, Mezzosopran
Solist/Solistin: Elizabeth Gale /2.Frau, Sopran
Solist/Solistin: Patrick Power /1.Seemann, Tenor
Solist/Solistin: Derek Lee Ragin /Geist, Countertenor
Solist/Solistin: Raymond Leppard /Cembalo
Solist/Solistin: Robert Aldwinckle /Cembalo
Choreinstudierung: Jane Glover
Länge: 02:10 min
Label: Philips 4162992

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