Spielräume - Nachtausgabe

21. Oktober 2017, 00:05

John Birks Gillespie wird am 21. Oktober 1917 in Cheraw, South Carolina geboren. Er ist eines von10 Kindern und widmet sich zuerst dem Klavier, später der Posaune und dann der Trompete. Sein erstes Instrument ist allerdings die Maultrommel, die jetzt im Besitz des Perkussionisten Airto Moreira ist.

In jungen Jahren spielt er in zahlreichen Bigbands. Als Gillespie bei der Frankie Fairfax Band engagiert ist, transportiert er seine Trompete in einer Papiertüte. Der Legende nach gibt ihm ein Bandkollege deswegen den Spitznamen "Dizzy", also benommen. Von 1939 bis 1941 spielt er beim Orchester von Cab Calloway, der seine abenteuerlichen Soli als "chinesische Musik" bezeichnet, bis er im Streit mit Calloway aus der Band geworfen wurde. Zum "Abschied" rammt ihm Dizzy ein Messer in den Bauch. Das ist allerdings eine der wenigen dunklen Geschichten des ansonsten sehr sonnigen und positiven Musikers.

Gemeinsam mit Charlie Parker, Bud Powell, Thelonious Monk und Kenny Clarke stellt Gillespie in den 40er Jahren die Weichen in der neuen Jazzentwicklung, dem Bebop und damit auch die Weichen für den Modern Jazz. Sein Zugang dazu ist von humorvoller Leichtigkeit und spielfreudiger Virtuosität geprägt. Neben der Musik ist Dizzy Gillespie auch politisch sehr engagiert und setzt sich für die Rechte der Schwarzen ein. 1964 kandidiert Gillespie für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika mit dem simplen Slogan: "Ich kandidiere als Präsident, weil wir einen brauchen".

Die sehr virtuose und oft humorvolle Improvisationskunst des Meistertrompeters hat tiefe Spuren in der Jazzgeschichte hinterlassen. Die ballonartige Wangenpartie des "Ambassador of Bebop" beim Spielen ist ein unverkennbares ikonisches Bild der Jazzfotografie. Es gibt übrigens einen medizinischen Begriff für die Extremweitung der Wangen namens "Gillespie Pouch".

Der 1993 verstorbene Dizzy Gillespie hätte am 21. Oktober seinen 100. Geburtstag gefeiert und hat zu Lebzeiten die meisten seiner toten Musikerkollegen in einer Art Jazzhimmel vermutet. Falls es diesen Himmel gibt, dann spielt er dort vielleicht gerade seine berühmteste Komposition, den Standard "A Night in Tunisia".

Die Gestalter der Spielräume Nachtausgabe, Ines Reiger und Klaus Wienerroither, begrüßen eine hochkarätige Gästerunde: Die Trompeter Simon Plötzender und Jörg Engels sowie den Saxofonisten Roman Schwaller, der mit Dizzy Gillespie auch live musiziert hat. Die Gäste präsentieren ihre liebsten Gillespie-Aufnahmen und spielen auch live einige Kompositionen des Trompeters. Begleitet werden sie von einer Band, die aus Studierenden der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien besteht: Fabio Devigili - Tenorsaxofon, Lukas Lackner - Klavier, David Dolliner -Kontrabass und Lukas Klement - Schlagzeug.

Sendereihe

• Spielräume Nachtausgabe

Gestaltung

• Klaus Wienerroither
• Ines Reiger