Ein Krokodil

STEPHAN REBER

Vom Leben der Natur

Im Reich der Krokodile und Alligatoren

Missverstandene Zeitgenossen - Der Biologe Stephan Reber erzählt über die Krokodiliden, zu denen echte Krokodile, Alligatoren und Gaviale gehören.
Teil 2: Ökologie, Fressverhalten und Beutespektrum
Gestaltung: Nikolaus Scholz

Zu den drei Familien der so genannten Krokodiliden gehören echte Krokodile, Alligatoren (zu ihnen zählen auch Kaimane) und Gaviale. Bei den Gavialen gibt es möglicherweise nur mehr eine einzige überlebende Art, den so genannten Ganges-Gavial. Alle heute lebenden Krokodiliden leben in den Tropen und Subtropen, und machen im Laufe ihres Lebens eine erstaunliche Veränderung ihrer Ökologie, ihres Fressverhaltens und Beutespektrums durch. Sie schlüpfen klein und verletzlich - ungefähr 20 cm lang - und jagen von Anfang an nach Insekten, Würmern etc. In dieser Lebensphase werden sie von Schlangen, großen Fischen, Vögeln und nicht selten von älteren Artgenossen gefressen. In der späteren Lebensphase haben die meisten Arten in ihrer natürlichen Umgebung keine Fressfeinde mehr, und nicht selten jagen sie jene Arten, die ihnen als Jungtier gefährlich werden konnten.

Berühmt sind vermutlich vor allem Nilkrokodile, die Zebras und Gnus packen und ins Wasser ziehen können. Ganges-Gaviale werden zwar extrem groß, haben jedoch so schmale Schnauzen, dass sie ausschließlich Fische jagen. Wenige Arten wie etwa das Salzwasserkrokodil und das amerikanische Spitzkrokodil können durch das offene Meer schwimmen, leben und jagen jedoch auch dann vor allem in Sümpfen entlang den Küsten. Kubakrokodile haben die längsten Hinterbeine aller Krokodile, können galoppieren und aus dem Liegen springend Beute in zwei Metern Höhe erreichen.

Ab März bis Juni ist bei Alligatoren Paarungszeit. Beide Geschlechter "brüllen" am häufigsten während dieser Zeit. Ein entscheidender Unterschied dabei ist, dass nur die Männchen kurz vor dem Brüllen das Wasser über ihrem Rücken zum Vibrieren und Aufspritzen bringen, ein Verhalten, das "Wassertanz" genannt wird. Im Gegensatz zu vielen Säugetieren werben bei Alligatoren beide Geschlechter umeinander. Die kleineren Weibchen sind noch eine Spur aktiver als die Männchen. Sie schmiegen ihre Kiefer an die Kiefer ihrer männlichen Artgenossen, und stimulieren so die feinfühligen Druckrezeptoren in der Haut.
Die Paarung findet immer im Wasser statt.

Die Weibchen bauen Hügelnester aus Zweigen, Blättern und Schlamm und bewachen sie, indem sie sich darauflegen. Bei allen Krokodiliden ist das Geschlecht der Jungen von der Temperatur abhängig, um die 34 C schlüpfen beide Geschlechter, höhere Temperaturen produzieren ausschließlich Männchen, tiefere ausschließlich Weibchen. Tage vor dem Schlüpfen fangen die Kleinen noch im Ei an zu rufen und animieren dabei das Muttertier, das Nest zu öffnen.

Service

Stephan Reber, PhD forscht derzeit an der Universität Lund, Schweden

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