Radiogeschichten

Paul Matic liest Florjan Lipus

"Bostjans Flug" von Florjan Lipus. Aus dem Slowenischen übersetzt von Johann Strutz. Es liest Paul Matic. Gestaltung: Gudrun Hamböck.

Bevor die Gendarmen Bostjans Mutter verhaften, umkreisen sie die Hütte, eine Bewegung, die das zurückgelassene Kind verloren nachvollzieht und die eine einst vertraute Landschaft für immer verändert.

Die Mutter wird verhaftet, weil sie slowenischen Partisanen Brot gegeben hat. Die beiden Kinder und die sterbenskranke Großmutter bleiben in der einsamen Hütte in einem Karawanken-Graben zurück. Der Vater dient irgendwo in Europa Hitler als Soldat. Er kommt als gebrochener Mann nach Hause, heiratet aber wieder. Ihre Mutter sehen die Kinder nicht mehr, sie wird im KZ Ravensbrück ermordet.

Der 1937 geborene Florjan Lipus, Kärntner Schriftsteller slowenischer Sprache, hat seine traumatischen Kindheitserfahrungen in allen seinen längeren Texten zur Sprache gebracht, so in seinem ersten Roman "Der Zögling Tjaz", der 1972 im jugoslawischen Slowenien erschien - in der Übersetzung von Peter Handke und Helga Mracnikar dann erstmals 1981 in Österreich. Auch "Bostjans Flug", 2003 im Original und 2005 in deutscher Sprache erschienen, handelt von einer bitteren Kindheit. Doch während der Zögling Tjaz an den Zurichtungen eines katholischen Internats zugrunde geht, wird Bostjan durch die Liebe gerettet, die in Gestalt des Mädchens Lina als epiphanischer Moment in die von Verlust und Naturgewalt magisch verformte Welt des Jungen einbricht.

Service

Florjan Lipus: "Bostjans Flug". Aus dem Slowenischen übersetzt von Johann Strutz. Bibliothek Suhrkamp.

Sendereihe

Gestaltung