Tunesische Stadt

ORF/JOHANNES KAUP

Lebenskunst - Begegnungen am Sonntagmorgen

Sibylle Lewitscharoff über Martin Luther; Christentum in Tunesien

"Zwischen Jerusalem und Rom" - Eine bedeutsame Erwiderung +++ "Ein Mann des Entweder-Oder" - Sibylle Lewitscharoff über Martin Luther +++ Keine "Import-Religion" - Zur Geschichte und Gegenwart des Christentums in Tunesien +++ Kompromisslose Worte - Bibelessay zu Matthäus 10, 34 - 39. - Moderation: Martin Gross

1. "Zwischen Jerusalem und Rom" - Eine bedeutsame Erwiderung

Es war ein klares Bekenntnis zum jüdisch-christlichen, genauer jüdisch-katholischen Dialog, schwarz auf weiß festgehalten: Vor kurzem hat der Oberrabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Arie Folger dem römisch-katholischen Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn ein wohl historisches Dokument überreicht. Es trägt den Titel "Zwischen Jerusalem und Rom" und ist eine Erwiderung von großen orthodoxen Rabbiner-Organisationen auf das kirchliche Konzilsdokument "Nostra Aetate" aus dem Jahr 1965. Dieses hatte damals die Position der römisch-katholischen Kirche zu nicht-christlichen Religionen und vor allem zum Judentum neu bestimmt. Kerstin Tretina berichtet vom Festakt im Wiener Rabbinat.


2. "Ein Mann des Entweder-Oder" - Sibylle Lewitscharoff über Martin Luther

"Martin Luther war jemand, der gern auf den Tisch haute. Er besaß kein gemäßigtes Temperament, sondern war ein Mann des Entweder-Oder." Mit dieser These konfrontierte die Berliner Autorin und Religionswissenschaftlerin Sibylle Lewitscharoff die Gäste beim diesjährigen Reformationsempfang im voll besetzten Goldenen Saal des Wiener Musikvereins. Anlass des Empfangs waren die Feierlichkeiten zum Beginn der Reformation vor genau 500 Jahren. Damals hatte Luther durch die Veröffentlichung von 95 Thesen zur Erneuerung der Kirche maßgebliche Veränderungen in allen Bereichen der Gesellschaft angestoßen. In ihrer Festrede unter dem Titel "Die Reformation als Sprachereignis" unterstrich Lewitscharoff die sprachbildende Wirkung Martin Luthers und der gesamten reformatorischen Bewegung.
Sibylle Lewitscharoff wurde 1954 in Stuttgart als Tochter eines bulgarischen Vaters geboren und evangelisch getauft. Sie studierte Religionswissenschaften an der Freien Universität Berlin. Ihr erster Roman "36 Gerechte" erschien 1994. Es folgten weitere Prosatexte wie "Pong" (1998)oder "Apostoloff" (2009). Lewitscharoffs Arbeit wurde mehrfach ausgezeichnet, so etwa 1998 mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis, dem Preis der Leipziger Buchmesse (2009) oder dem Georg-Büchner-Preis (2013). "Lebenskunst" bringt eine ausführliche Zusammenfassung der kurzweiligen Rede. - Gestaltung: Martin Gross


3. Keine "Import-Religion" - Zur Geschichte und Gegenwart des Christentums in Tunesien

Tunesien ist ein multikulturelles Land. Dass sich 98% der Bevölkerung offiziell zum Islam bekennen, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es innerhalb der tunesischen Gesellschaft eine große Vielfalt gibt, wie die Religion gelebt und verstanden wird. Und natürlich gibt es auch Nichtgläubige, die sich nur kulturell dem islamischen Kulturkreis verbunden fühlen. Die Christen sind mit einer Anzahl von 30.000 Gläubigen zusammen mit den 1.500 Juden heute nur eine kleine Minderheit. Trotzdem kann zumindest das Christentum auf eine sehr lange Präsenz in diesem Maghreb-Staat zurückblicken. Es ist also keine "Import-Religion" aus Europa.
Für den Ö1-Schwerpunkt "Nebenan - Erkundungen in Europas Nachbarschaft" ist Johannes Kaup in Tunesien gewesen. Für Lebenskunst beleuchtet er Geschichte und Gegenwart der Christen in Tunesien.


4. Kompromisslose Worte - Bibelessay zu Matthäus 10, 34 - 39

Was heuer am ersten Sonntag des November in den evangelisch-lutherischen Gottesdiensten als Predigttext vorgesehen ist, passt so gar nicht zum sanften, gewaltlosen Image des Jesus aus Nazareth. "Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert", heißt es darin. Was dieser Text, - gewissermaßen eine Situationsbeschreibung der ersten Christinnen und Christen in Zeiten der Verfolgung -, heute im 21. Jahrhundert bedeuten kann, darüber hat der evangelische Theologe Pfarrer Christoph Weist nachgedacht.

Service

Bibelessay zu Matthäus 10, 34 - 39
Israelitische Kultusgemeinde Wien
Zwischen Jerusalem und Rom - die offizielle deutsche Fassung
Evangelische Kirche in Österreich
Ö1-Schwerpunkt Nebenan

Sendereihe

Gestaltung

Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: Joseph Haydn/1732 - 1809
Titel: Missa brevis in B-Dur "Sancti Joannis de Deo" Hob.XXII: 7 "Kleine Orgel Solo Messe" - für Soli, konzertierende Orgel, 2 Violinen und Baß
* 16. Agnus Dei (00:02:56)
Solist/Solistin: Dorothea Röschmann /Sopran
Solist/Solistin: Bernarda Fink /Alt
Solist/Solistin: Helmut Wildhaber /Tenor
Solist/Solistin: Klaus Mertens /Baß
Solist/Solistin: Elisabeth Ullmann /Orgel
Orchester: Wiener Akademie /Mitglieder
Leitung: Martin Haselböck
Länge: 02:56 min
Label: Novalis 1500952

Komponist/Komponistin: John Rutter/geb.1945
Album: THE CAMBRIDGE SINGERS - Ein Portrait
Titel: Open thou mine eyes - Motette für gemischten Chor
Chor: Cambridge Singers
Leitung: John Rutter
Länge: 02:35 min
Label: Collegium Records CSCD500

Komponist/Komponistin: Franz Schubert/1797 - 1828
Vorlage: Bibel AT
Album: FRANZ SCHUBERT: DAS VOLLSTÄNDIGE WELTLICHE CHORWERK / CD 3
Titel: Psalm 92,2-9 "Tow l'hodos", DV 953 - für Baritonsolo, Soloquartett und gem.Chor
Anderssprachiger Titel: Das ist ein köstlich Ding, dem Herrn zu danken
Gesamttitel: III. EWIGKEIT
Chor: Arnold Schönberg
Chor: Chor
Solist/Solistin: Oliver Widmer /Bariton
Ausführender/Ausführende: Elisabeth Flechl /Sopran
Ausführender/Ausführende: Martina Steffl /Alt
Ausführender/Ausführende: Franz Leitner /Tenor
Ausführender/Ausführende: Hiroyuki Ijichi /Baß
Choreinstudierung: Erwin Ortner
Länge: 04:33 min
Label: Teldec 4509945462 (7 CD)

Komponist/Komponistin: Heinrich Schütz/1585 - 1672
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Martin Luther/1483 - 1546
Album: GEISTLICHE CHORMUSIK 1648 : Gesamtaufnahme der 29 Motetten
Titel: Verleih uns Frieden gnädiglich SWV 372 - Nr.4 Prima pars für Chor zu 5 Stimmen und Instrumentalensemble / Gieb unsern Fürsten SWV 373 - Nr.5 Secunda pars für Chor zu 5 Stimmen und Instrumentalensemble
Chor: Weser Renaissance Bremen
Ausführende: Weser Renaissance Bremen
Leitung: Manfred Cordes
Länge: 04:06 min
Label: deutsche harmonia mundi GD 771

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