Zwischenruf

Marco Uschmann über Klimawandel

"Willkommen auf den Fidschis". Über die Weltklimakonferenz und warum die Fidschi-Inseln im Meer versinken informiert der evangelisch-lutherische Pfarrer Marco Uschmann. Er ist Chefredakteur der Wochenzeitung "Die Saat". - Gestaltung: Martin Gross

"Bula" - so hieß es vergangene Woche in Bonn: Rund 25.000 Delegierte aus aller Welt sind in der Stadt am Rhein zur Weltklimakonferenz zusammengekommen. Gastgeber waren die Fidschi-Inseln und Bula heißt dort "Herzlich Willkommen".

Die Fidschi-Inseln sind deshalb Gastgeber, weil sie stark unter dem Klimawandel leiden. Der Meeresspiegel steigt und ihre Inseln saufen langsam ab. Ich setze an dieser Stelle den Klimawandel voraus, denn das Leugnen dieser Entwicklung macht es nicht besser. Schon jetzt ist klar: Es geht in Bonn um die Feinheiten; nicht um das Ob, sondern ums Wie. Es geht darum, wie viel die Staaten dazu beitragen, die Erderwärmung zu verringern und wie sie das tun. Ausstieg aus der Kohle, keine Verbrennungsmotoren mehr in Autos? Als die Nationen vor zwei Jahren das Pariser Klimaabkommen feierten, da hatten sie Ziele ausgemacht, die in weiter Zukunft lagen. Die klimaschädlichen Kohlendioxid-Emissionen sollten noch in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts stark heruntergefahren werden - und alle Staaten wollten mitmachen. Inzwischen bröckelt diese Front, die USA haben sich aus dem Klimaabkommen verabschiedet.

Was die Länder miteinander ausmachen, ist die eine Seite. Wie aber die Menschen handeln und leben, ist die andere Seite. Hier ist tatsächlich jeder und jede Einzelne gefordert. "Wir können nicht sagen: Unser Lebensstil ist nicht verhandelbar", sagte eine kanadische Aktivistin auf der Bühne in Bonn. Und genau darum geht es: Denn der Lebensstil muss verhandelbar sein, sonst sind alle Klimakonferenzen von vornherein zum Scheitern verurteilt. Wenn die Menschen nicht mitmachen, wird aus einer Klimareduktion nichts. Aber wie soll das gehen? Nicht mehr Autofahren - unrealistisch, denn wie sollen wir zur Arbeit, zum Arzt, zum Einkaufen kommen? Nur noch Elektroautos? Noch lange nicht realistisch. Nicht mehr heizen? - Zu kalt.

Dennoch kann jeder und jede Einzelne etwas tun. Paul McCartney - Ex-Beatle - ruft immer wieder und dringend dazu auf, wenigstens einen Tag in der Woche vegetarisch zu essen. McCartney sagt: "Es gibt einen einfachen, aber sehr wesentlichen Weg, um dabei zu helfen, unseren Planeten und all seine Bewohner zu schützen". Hört sich banal an? Mag sein. Wird aber dennoch eine Herausforderung, wenn man es - als Nicht-Vegetarier - ausprobiert. Denn dann muss man sich darum kümmern und seine Lebensweise ändern. Das bedeutet es, wenn der eigene Lebensstil verhandelbar wird, wie es bei der Bonner Klimakonferenz gefordert wird.

Ich erinnere an dieser Stelle an die Bibel, Seite 1. Dort findet sich die Geschichte, wie Gott Himmel und Erde gemacht hat. Am Ende der Erzählung wandelt er durch den Garten Eden und ist ziemlich zufrieden mit sich und seinem Werk. Ein schönes Bild. Und zufrieden kann er auch sein mit seinem Werk. Schließlich pflanzte er den Menschen in die Schöpfung hinein und gab ihm einen Auftrag, das Ganze zu bebauen und zu bewahren. Keine Frage: Die Menschen sind verantwortlich. Sollen sie deshalb frieren und nicht mehr zur Arbeit fahren? Natürlich nicht. Aber es wird auch Mittelwege geben, die zum Ziel führen.

Aber nicht nur Staaten, auch Organisationen oder Firmen können etwas tun, um die Schöpfung zu bewahren. Kirchen übrigens auch: Mit einer Resolution zur Schöpfungsverantwortung hat sich die Evangelische Generalsynode im Jahr 2014 zu weitreichenden Schritten in Umweltschutz und Nachhaltigkeit verpflichtet. Die Evangelische Kirche A.B. ist zudem seit September 2015 als erste Kirche in Österreich Partnerin der "klimaaktiv"-Initiative des Ministeriums für ein Lebenswertes Österreich. Und vor vier Tagen haben sich evangelische und katholische Umweltbeauftragte zu einer Tagung getroffen: Es ging um Photovoltaik und Solarthermie für kirchliche Einrichtungen. In den Kirchen zeigt sich zunehmend, dass die Menschen nicht nur über den Klimawandel und den Kampf dagegen reden. Sie unternehmen auch etwas.

Bei all dem allerdings ist eines noch zu sagen: Anfangs war ich nur verwundert, inzwischen ärgere ich mich. In den Medien finde ich so gut wie nichts über die Klimakonferenz in Bonn. Es hilft den Menschen, wenn sie immer wieder davon hören und lesen oder Berichte sehen. So sei hier einmal mehr gesagt, dass wir uns um unser Klima kümmern müssen. Wir nennen das heute: den CO2 Ausstoß verringern. Die Bibel nennt das Schöpfung bewahren. Nennen Sie es, wie Sie wollen - aber tun Sie etwas. Denn sonst heißt es irgendwann nicht mehr "Bula - herzlich wollkommen auf den Fidschis".

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