Menschen mit Büchern

ORF/MIRELA JASIC

Radiokolleg - Erkundungen des literarischen Feldes

Beziehungen, Business und Bedeutungen (3). Gestaltung: Peter Zimmermann

Man kann es System nennen oder Raum, aber das Feld ist eine anschauliche Metapher für einen Bereich, der einerseits in sich geschlossen ist, der nach bestimmten Regeln funktioniert und dessen Grenzen dennoch nicht klar gezogen sind. Man kann ein Feld sanktionsfrei betreten und es wieder verlassen, sofern keine Autorität Sanktionen verhängt. Das ist in der Regel eine politische Autorität, ein Führer, ein Diktator, unter dessen Herrschaft Gebote und Verbote verhängt werden, die keinerlei Autonomie zulassen.

Das literarische Feld, wie wir es in einem westlich-demokratischen Staat vorfinden, ist in Europa und in den USA in vielerlei Hinsicht ähnlich strukturiert, in vielen Details jedoch geprägt von regionalen Eigenheiten. Und die sind kulturell gewachsen. Der Globalisierung zum Trotz funktioniert das literarische Feld noch sehr traditionell, anders als etwa das Feld der Kunst. Dort hat Internationalität einen anderen Stellenwert.

Dafür gibt es vor allem zwei Gründe. Erstens: Der Marktwert von Literatur ist, mit wenigen Ausnahmen, als bescheiden zu veranschlagen. Zweitens: Die Sprache der Literatur ist nicht universell. Das heißt: auch wenn sie von Erfahrungen handelt, die alle Menschen gemacht haben oder machen können - Liebe, Tod, Verrat und so weiter - muss sie in irgendeiner Weise verortet sein. Folgende Fragen sind zu stellen: Was ist ein Schriftsteller und wie wird man zu einem? Was ist der Sinn von Literatur? Ist sie abhängig von ihren Entstehungsbedingungen? In welcher Beziehung stehen die Akteure des Feldes zueinander, also Autoren, Verlage, Medien, Veranstalter, Leser?

Service

Literatur:

Giorgio Agamben: "Die Erzählung und das Feuer", S. Fischer Verlag

Pierre Bourdieu: "Die Regeln der Kunst. Genese und Struktur des literarischen Feldes", Suhrkamp Verlag

Boris Groys: "Über das Neue. Versuch einer Kulturökonomie", Hanser Verlag

Christian Kiening: "Das Mittelalter der Moderne. Rilke - Pound - Borchardt", Wallstein Verlag

Brigitte Schwens-Harrant: "Literaturkritik. Eine Suche", Studienverlag

A.O. Scott: "Kritik üben. Die Kunst des feinen Urteils", Hanser Verlag

Sendereihe

Gestaltung

  • Peter Zimmermann