Reiterstatue, Heldenplatz

ORF/NIKOLAUS MEINHART

Radiokolleg - Equus

Von Pferden und Menschen (4). Gestaltung: Sarah Kriesche

"Der Exodus des Pferdes aus der Menschengeschichte ist ein erstaunlich unbeachteter Vorgang. Ganze Bibliotheken zur Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts schweigen sich aus über das Pferd, das gleichwohl in Europa und Amerika allgegenwärtig war - bis das letzte Jahrhundert der Pferde in der Zeit Napoleons anbricht und mit dem Ersten Weltkrieg ausklingt.", so der Autor Ulrich Raulff in seinem Buch "Das letzte Jahrhundert der Pferde", in welchem er die Auflösung der "Arbeitsgemeinschaft" zwischen Mensch und Pferd im Lauf der Jahrhunderte beleuchtet. Das "Ö1 Radiokolleg" begibt sich auf die Spuren des Miteinanders von Mensch und Pferd und beleuchtet seine Rolle in der Wirtschaft, der Kunst, aber auch der Kultur, die mit ihnen einhergeht.

Vor allem Reiterstatuen, die Stadtbilder mitgestalten, erinnern an die Zeit und die Rolle des Pferdes vor seinem Wandel vom Nutz- zum Haustier; Sie waren nicht nur das Symbol für die Größe und die Stärke eines Herrschers, sondern auch kriegsentscheidend. Ohne Pferde wären die Strecken, die es zur Eroberung und Verteidigung von Gebieten gebraucht hatte, nicht zu bewältigen gewesen. Manch besonders edlem Ross wurde dementsprechende Ehre zuteil. Bukephalos etwa, der Hengst von Alexander dem Großen, bekam eine eigene Bestattung in einem prunkvollen Mausoleum. Ihm zu Ehren gründete Alexander außerdem die Stadt Alexandreia Bukephalos, das heutige Jhemal in Pakistan. Der größenwahnsinnige Caligula ließ seinem Lieblingspferd "Incitatus" bereits zu Lebzeiten einen eigenen Palast bauen. Das Rennpferd besaß eigene Diener, kostbare Möbel, ein Halsband aus Edelsteinen und trank bei Festen aus goldenen Pokalen. Ein ständiger Sitz im Senat wurde vereitelt, da sein Herr ermordet wurde, bevor er Incitatus - wie geplant- zum Konsul ernennen konnte.

Auch in der Mythologie und Sagenwelt ist das Pferd - und alle daraus entstehenden Fantasieformen - quasi ein Fixbestandteil. Zentauren, Einhörner oder fliegende Pferde sind ständige Begleiter in Mythen, Märchen und Göttersagen, durch die man die Welt und Naturerscheinungen erklärbar machen wollte. Bis heute prägen ihre Legenden Kulturen. Sleipnier etwa, der "Dahingleitende", war das achtbeinige Pferd des nordischen Gottes Odin. Einmal stolperte er, konnte sich aber fangen, indem er seinen Fuß auf Nordirland setzte. Bis heute ist sein Hufabdruck, in Form der Ásbyrgi-Schlucht zu sehen.

Ob in den Massenmedien und Serien wie "Fury" oder "Black Beauty", im Sprachgebrauch, wo man das Pferd lieber nicht von hinten aufzäumen will, thematisch gut beschlagen ist und dem geschenkten Gaul nicht ins Maul schaut, bis hin zu einem der berühmtesten Wahrzeichen Wiens - den Lippizanern - selten hat ein Miteinander von Mensch und Tier Kulturen so intensiv und nachhaltig geprägt.

Service

Reiss-Engelhorn Museum
Höhle von Lascaux
Internationales Forschungszentrum für Kulturwissenschaften
Veterinärmedizinische Universität Wien
Graf Lehndorff-Institut für Pferdewissenschaften
Studie: Pferde in Europa
Spanische Hofreitschule
Heeresgeschichtliches Museum
Wagenburg
21er Haus
Documenta - the transit of Hermes
Gebrüder Grimm
Messerli Forschungsinstitut
Das letzte Jahrhundert der Pferde von Ulrich Raulff
Pferde in Kunst und Literatur von Ruthild Kropp

Sendereihe

Gestaltung

  • Sarah Kriesche