Gioachino Rossini: "Le siège de Corinthe"

Mit Luca Pisaroni (Mahomet II), John Irvin (Cléomène), Nino Machaidze (Pamyra), Sergey Romanovsky (Néoclès), Carlo Cigni (Hiéros), Xabier Anduaga (Adraste), Iurii Samoilov (Omar), Cecilia Molinari (Ismène).
Chor des Teatro Ventidio Basso; Orchestra Sinfonica Nazionale della RAI; Dirigent: Roberto Abbado
(aufgenommen am 10. August 2017 in der Adriatic Arena von Pesaro im Rahmen des "Rossini Opera Festivals") Präsentation: Chris Tina Tengel

Paris war doch noch einmal ganz anders als Neapel, oder Venedig. Gioachino Rossini, entgegen seinem Ruf, alles aus dem Ärmel zu schütteln, daher für alle Interessierten umso auffallender, zauderte, womit er seinen Einstand geben sollte: in Paris, in französischer Sprache, mit französischen Sängerinnen und Sängern, auf einem Opern-Bühnenboden, der so ganz anders imprägniert war. Mit der ganzen Patina noch der Tragédie lyrique außerdem.

Wir sprechen also nicht vom Théâtre-Italien, dem Italienischsprachiges bietenden Pariser Theater, dessen künstlerischer Leiter Rossini Ende 1824 geworden war, sondern von der Opéra, damals angesiedelt in Salle de la rue Le Peletier. Es wurde dann - auf Basis eines ein paar Jahre davor geschriebenen Dramma per musica "Maometto secondo" - die "Tragédie lyrique" "Le siège de Corinthe", allerdings erst 1826.

Gioachino Rossini, nun ein Mittdreißiger, ließ die Dinge reifen, studierte französische Aussprache, wählte das Ensemble aus - und kam am Ende so weit, den "Maometto" nicht nur flüchtig zu adaptieren, sondern mit spezieller Sorgfalt für die rhetorischen Teile der Partitur dem Pariser Publikum in "Le siège de Corinthe" wirklich ein neues Ganzes zu präsentieren. Die Zeiten, in denen man das eine italienische und das andere französische Werk bei neuzeitlichen Aufführungen, ohnehin nicht allzu häufig, zu einer Best-of-Version neu zusammengemantscht hat, sind lange vorbei, das Rossini Opera Festival in Pesaro hat das Seine dazugetan.

Inhaltliche Situation

1458. Ein türkischer Heerführer Mahomet, der bereits Konstantinopel eingenommen hat, steht vor dem griechischen Korinth. Korinth zu stürmen, hindert ihn die Erinnerung an eine frühere Affäre mit Pamyra, der Tochter des Anführers der Griechen ... Mit diesem starrköpfigen Cléomène, mit dem musikalisch stark geforderten aktuellen Geliebten von Pamyra, Tenor Néoclès, und vor allem mit der von unterschiedlichsten Gefühlen gebeutelten Pamyra ist eine Personenkonstellation geschaffen, mit der sich die Spannung beträchtliche drei Akte lang "halten" lässt - und als Sängerfest angelegt ist "Le siège de Corinthe" obendrein.

Die Sujetwahl von Rossini 1826 könnte man eine politische nennen: Lord Byrons Poem "The Siege of Corinth", auf einen historischen Vorfall anno 1715 anspielend, war noch frisch, bekam zusätzliche Aktualität durch die von Frankreich sehr geförderten griechischen Befreiungskriege - und ermöglichte zugleich die exakte Verortung und Datierung der Bühnenvorgänge, eine conditio sine qua non, als die opéra grand wurde. Von der Uraufführungsbesetzung der Opéra springt uns vor allem der Interpret des Néoclès, der Tenor Adolphe Nourrit ins Auge - er sollte dann auch alle weiteren Tenor-Hauptrollen der noch folgenden französischen Opern Rossinis kreieren, und daneben Wesentliches von Auber, Halevy, Meyerbeer.

Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Gioachino Rossini/1792-1868
Titel: LE SIÈGE DE CORINTHE / Oper in zwei Akten
(aufgenommen am 10. August 2017 in der Adriatic Arena von Pesaro im Rahmen des "Rossini Opera Festivals")
Solist/Solistin: Luca Pisaroni /Mahomet II
Solist/Solistin: John Irvin /Cléomène
Solist/Solistin: Nino Machaidze /Pamyra
Solist/Solistin: Sergey Romanovsky /Néoclès
Solist/Solistin: Carlo Cigni /Hiéros
Solist/Solistin: Xabier Anduaga /Adraste
Solist/Solistin: Iurii Samoilov /Omar
Solist/Solistin: Cecilia Molinari /Ismène
Chor: Chor des Teatro Ventidio Basso
Orchester: Orchestra Sinfonica Nazionale della RAI
Leitung: Roberto Abbado
Länge: 163:55 min
Label: ER/17/04/09/19

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