Rupert Klieber

UNIVERSITÄT WIEN

Gedanken für den Tag

Rupert Klieber über spirituelle historische Leitbilder

"Spirituelle Jahresregenten 2018" - Schicksale, Leitbilder. Der Kirchenhistoriker Rupert Klieber spürt den Botschaften historischer Persönlichkeiten nach. - Gestaltung: Alexandra Mantler

Aus dem frühen Mittelalter springen wir ins Jahr 1618, in dem eine bemerkenswerte Frau ihr Leben ließ: Barbe Acarie, 52 Jahre zuvor als Barbe Avrillot in die Familie eines hohen Finanzbeamten Frankreichs geboren.

Für diese Zeit fließen die Quellen naturgemäß ergiebiger, was die Sache nicht einfacher macht: Verstärkt tritt damit die Mehrdeutigkeit alles Geschehens vor Augen - auch die Ambivalenz des Religiösen, wo das Hehre und Obskure, das Konstruktive und Destruktive oft eng beieinander liegen. Das demonstrierte Frankreich damals überdeutlich. Barbe musste miterleben, wie die Elite des Landes sich in bewaffneten Religionsfehden zerfleischte. Ihr Vater wie ihr Ehemann waren unheilvoll darin verstrickt. Barbe selbst aber steht an der Wende in eine Zeit, die wieder auf die positiven Energien von Religion setzte.

Für höhere Töchter wie sie standen damals zwei Wege offen: eine frühe standesgemäße Heirat oder Klostermauern. Es ist schon bemerkenswert, dass sie beide Wege beschritt, erst recht aber das Wie. Sie pflegt Opfer einer Pestepidemie von 1580 und Verwundete des Religionskrieges ab 1589, kümmert sich um Prostituierte. Eine ihr aufgenötigte Verbindung gerät zur großen Liebesehe, der sechs Kinder entsprießen. Zugleich ist sie als Gast- und Ratgeberin Motor eines religiösen Zirkels, der das Ordenswesen Frankreichs in eine spirituell vertiefte, aber auch aktiv-soziale Richtung lenkt.

Aus Italien holt man die junge Frauengemeinschaft der Angela Merici ins Land; erst hier werden daraus die Ursulinen mit ihrem beachtlichen Schuleinsatz für Mädchen. Aus Spanien importiert wird aber auch der Karmel der Mystikerin Theresa von Avila, der sich allein der Kontemplation widmet. Francis Poulenc wird dieser Gemeinschaft und der Kraft ihres Gebetes noch 1957 mit der Oper "Dialog der Karmeliterinnen" ein wuchtiges musikalisches Denkmal setzen.

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Sendereihe

Gestaltung

Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: Francis Poulenc/1899 - 1963
Vorlage: Georges Bernanos/1888 - 1948
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Emmet Lavery/1902-1986
Gesamttitel: DIALOGUES DES CARMÉLITES / Oper in 3 Aufzügen und 12 Szenen / Gesamtaufnahme / 2.Akt 2.Teil, 3.Akt
Titel: 19. Vorspiel zum 2.Bild (00:02:18)
Anderer Gesamttitel: GESPRÄCHE DER KARMELITINNEN
Leitung: Kent Nagano
Orchester: Orchestre de l'Opéra de Lyon
Solist/Solistin: José van Dam /Marquis de la Force/Bariton
Solist/Solistin: Jean Luc Viala /Der Chevalier, sein Sohn/Tenor
Solist/Solistin: Rita Gorr /Mme de Croissy/Alt
Solist/Solistin: Rachel Yakar /Mme Lidoine/Sopran
Solist/Solistin: Martine Dupuy /Mutter Maria von der Menschwerdung/Sopran
Solist/Solistin: Brigitte Fournier /Schwester Konstanze von Saint Denis/Sopran
Solist/Solistin: Marie Boyer /Mutter Johanna/Alt
Solist/Solistin: Helene Perraguin /Schwester Mathilde/Mezzosopran
Solist/Solistin: Michel Sénéchal /Der Kaplan/Tenor
Solist/Solistin: François Le Roux /Der Kerkermeister/Baß
Solist/Solistin: Georges Gautier /Erster Kommissar/Tenor
Solist/Solistin: Yves Bisson /Zweiter Kommissar/Bariton
Solist/Solistin: Vincent Le Texier /Erster Offizier/Baßbariton
Solist/Solistin: Eric Freulon /Thierry, ein Diener/Baß
Solist/Solistin: Emilio Roman /M.Javelinot, ein Arzt/Bariton
Solist/Solistin: Nicole Biondi /Erste Alte
Solist/Solistin: Mireille Antoine /Zweite Alte
Solist/Solistin: Georges Bouquet /Alter Herr
Chor: Choeur de l'Opéra de Lyon
Choreinstudierung: Marco Zambelli
Chor: London Chorus
Choreinstudierung: Richard Cooke
Länge: 02:00 min
Label: Virgin 7592272 (2 CD)

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