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Gedanken für den Tag

Franz Josef Weißenböck über Fasching und Fasten

"Kontraste". Franz Josef Weißenböck, katholischer Theologe, Supervisor und Coach über Kontraste wie zwischen Fasching und Fastenzeit, Licht und Dunkelheit bis zu Leben und Tod. - Gestaltung: Alexandra Mantler

Der heutige Faschingsdienstag ist der Höhe- und zugleich Endpunkt des närrischen Treibens. Der Kontrast zwischen dem üppigen Treiben und der in früheren Zeiten strengen Fastenzeit könnte kaum größer sein. In den sechs Wochen der Fastenzeit war einst der Genuss von Fleisch und tierischem Fett verboten. Das Wort Karneval wird daher aus dem Lateinischen abgeleitet: Carnem levare bedeutet "das Fleisch wegnehmen".

In meiner Kindheit zogen Kinder, verkleidet als "Faschingsnarren", von Haus zu Haus. Sie erbettelten und bekamen Süßigkeiten oder ein paar Münzen, ähnlich wie heute die herumziehenden Kinder zu Halloween. Masken und Verkleidung gehören zum Fasching. Sie sind Ausdruck der menschlichen Sehnsucht, ein anderer oder eine andere zu sein - ein Gott, ein Tier, eine Dämonin, eine Herrscherin, ein Priester oder ein feuriger Liebhaber.

Das mag als Erklärung für die bei manchen Menschen so beliebten Maskenbälle reichen. Für eine kurze Zeit ist man ein ganz anderer, und was in diesen Stunden sich ereignet und ergibt, ist nach dem Ablegen der Masken nicht nur vergessen, sondern nie gewesen.

Masken können aber auch eine Verwandlung ins Lächerliche, ins Aggressive und Obszöne bewirken. Es geht nicht darum, wer und was ein Mensch ist, sondern als was er erscheint. Das kommt im altgriechischen Wort für Maske schön zum Ausdruck: Prosopon ist das, was man ansieht - das, als was jemand erscheint. Vom Wort Prosopon leitet sich unser Wort Person her. Und ist es nicht tatsächlich so, dass es bei vielen Personen, nicht minder bei denen, die als Persönlichkeit gelten, mehr auf den Schein ankommt als auf das Sein? Wer hinter der Maske sich verbirgt, kann nach der Demaskierung offenbar werden. Auf diese Weise sind schon Nationalhelden ihres Glanzes beraubt und Denkmäler vom Sockel gestürzt worden.

So viele Masken ein Mensch auch anlegt - der hinter der Maske bleibt doch immer derselbe. Es ist wie bei einer Reise: Man mag noch so weit gehen, fahren oder fliegen, und wäre es hinter den Mond: Sich selbst nimmt man dabei doch immer mit.

Service

Franz Josef Weißenböck, "Credo. Mutmaßungen über das Apostolische Glaubensbekenntnis", Edition Va bene

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Garish
Album: WENN DIR DAS MEINE LIEBE NICHT BEWEIST
Titel: Zampano/instr.
Ausführende: Garish /Instrumental
Länge: 02:00 min
Label: Schoenwetter 025/Hoanzl (Promo

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