Hubert Gaisbauer

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Gedanken für den Tag

Hubert Gaisbauer zum 75. Todestag von Sophie und Hans Scholl

"Sechs Tage - sechs Rufe" - Über die "Flugblätter der weißen Rose". Hubert Gaisbauer, Publizist, erinnert an die Geschwister Scholl, Christoph Probst und Alexander Schmorell und ihre Flugblätter, in denen sie 1942 zum Widerstand aufriefen und dafür hingerichtet wurden. - Gestaltung: Alexandra Mantler

Sophie

Sophie Scholl wurde vermutlich erst nach der Versendung der ersten vier Flugblätter ins Vertrauen der Weißen Rose gezogen. Es war dies auch eine Zeit intensiven religiösen Ringens und Suchens der beiden Scholl-Geschwister. Sophie hatte gerade den Arbeitsdienst beendet und ein Philosophie- und Biologiestudium an der Münchner Universität begonnen.

Hans und Sophie erkannten in der "Gottvergessenheit" eine Ursache der inhumanen Ideologie des Nationalsozialismus. Sophies Lieblingslektüre in dieser Zeit waren die Bekenntnisse des Augustinus. Ein Gebet aus Sophies Tagebuch Ende Juni 1942 versucht, zu Gott "Vater" zu sagen - und sie schreibt: "Ich tue es, in ein großes Unbekanntes hinein, ich weiß ja, dass Du mich annehmen willst, wenn ich aufrichtig bin, und mich hören wirst, wenn ich mich an Dich klammere."

Hans und Sophie Scholl und ihre Freunde haben die Brandenburgischen Konzerte von Bach und die Blauen Pferde von Franz Marc geliebt; sie haben viel gelesen und sich gegenseitig mit ihrer Lektüre richtig angesteckt, mit Kierkegard und Newman, Berdjajew und Claudel, Reinhold Schneider und Werner Bergegruen und vielen anderen. Einer ihrer Mentoren war der katholische Existenzialist Theodor Haecker. Aus seinem Mund haben sie bei einem gemeinsamen Leseabend den Satz gehört: "Das Persönlichste des Menschen ist das Gewissen, das in sich über den Tod hinausgeht."

Sophie hätte sich vor ihrer Verurteilung mit der Unterschrift unter eine kleine Unlauterkeit retten können. Sie tat es nicht. Augenzeugen berichten, dass Sophie Scholl am 22. Februar 1943 in gläubiger Zuversicht, aufrecht, ja mit Glanz in den Augen zum Schafott ging, so wie es von den frühchristlichen Märtyrern berichtet wird. "Was liegt an meinem Tod, wenn durch unser Handeln Tausende von Menschen aufgerüttelt und geweckt werden", schrieb sie in ihren letzten Zeilen.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Johann Sebastian Bach/1685 - 1750
Titel: Brandenburgisches Konzert Nr.2 in F-Dur BWV 1047
* Andante - 2.Satz (00:03:28)
Orchester: Concentus Musicus Wien
Leitung: Nikolaus Harnoncourt
Länge: 02:00 min
Label: Teldec 842823

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