Nach dem Einmarsch - ein Tag im Frühjahr 1938

17. März 2018, 17:05

Im Gedenkjahr 1988 hat "Diagonal" einen Tag im Frühjahr 1938, wenige Wochen nach dem gewaltsamen "Anschluss" Österreichs ans Deutsche Reich, rekonstruiert.

Das Gesamtpanorama dieses normalen unspektakulären Tages lässt die großen Themen der Geschichte und die kleinen Vorkommnisse wie unter dem Mikroskop sichtbar und spürbar werden: Angst und Anpassung, Ausschaltung und Opportunismus. Zitiert werden bürokratische Schriftstücke, Tagebücher, Zeitungsartikel, Kino- und Theaterprogramme, Annoncen, Briefe und persönliche Erinnerungen.

Bei Gauleiter Bürckel wird interveniert, um ein Geschäft zu erhalten; am Salzburger Residenzplatz werden Bücher verbrannt; in Gmunden registrieren die Händler wieder gesteigerte Kauflust; in Wien werden "arische" und "jüdische" Schüler getrennt; am Burgtheater erhalten Schauspieler ihre Kündigung; in der Südsteiermark zerrt die Gendarmerie einen Wehrdienstverweigerer in Ketten vom Hof; in Graz wird Leni Riefenstahl umjubelt.

Eine akustische Rekonstruktion der Vorgänge, Gefühle und Ängste, die im Frühjahr 1938 die "Ostmark" prägten.

Die Erstausstrahlung war am 30. April 1988. Weitere 30 Jahre später senden wir eine kommentierte Neufassung dieser Sendung mit Johann Kneihs im Gespräch mit der Historikerin Heidemarie Uhl.

Service

Kurt Bauer, "Die dunklen Jahre. Politik und Alltag im nationalsozialistischen Österreich 1938 bis 1945", Fischer Verlag 2017

Gerhard Botz, "Nationalsozialismus in Wien. Machtübernahme, Herrschaftssicherung, Radikalisierung, Kriegsvorbereitung 1938/39", Mandelbaum Verlag 2018

Manfred Flügge, "Stadt ohne Seele. Wien 1938", Aufbau Verlag 2018

Sendereihe

• Diagonal

Gestaltung

• Johann Kneihs

Übersicht

• März 1938
• Jahr der Zeitgeschichte