Prager Frühling

AP/LIBOR HAJSKY

Radiokolleg - Freiheitsträume und Realpolitik

Prag und Bratislava 1918-2018 (1). Gestaltung: Brigitte Voykowitsch

2018 begehen Österreichs Nachbarn Tschechien und die Slowakei mehrere wichtige Jahrestage. Vor 50 Jahren weckte der Prager Frühling - also das Liberalisierungsprogramm der tschechoslowakischen KP unter Alexander Dubcek sowie der Reformdruck von Seiten der Zivilgesellschaft - Hoffnungen auf einen Sozialismus mit menschlichem Antlitz.

Doch nach dem Einmarsch der Truppen des Warschauer Pakts am 21. August 1968 wurde der Frühling gewaltsam beendet. Die Tschechoslowakei war erst 50 Jahre zuvor gegründet worden. Sie entstand als Staat im Zuge des Zerfalls der Habsburger Monarchie am Ende des Ersten Weltkriegs. Häufig ist von der magischen Acht die Rede, da viele Ereignisse in Jahre fielen, die mit einer Acht enden: 1918, 1938, 1948, 1968.

Infolge von Nationalsozialismus und Kommunismus machte die Tschechoslowakei turbulente Jahre durch. Als Protektorat Böhmen und Mähren wurde sie dem nationalsozialistischen Deutschland einverleibt. Ein Großteil der jüdischen Bevölkerung, die das Leben vor allem auch in Prag entscheidend mitgeprägt hatte, wurde im Holocaust vernichtet. Das schwierige Verhältnis zwischen Deutschen und Tschechen konnte erst nach der Wende schrittweise aufgearbeitet werden.

Mit dem Fall der Mauer begann aber auch der Kitt zwischen Tschechen und Slowaken zu bröckeln. Uralte Spannungen traten verstärkt zutage, das Gefühl der Slowaken, als kleinere Nation stets einen geringeren Stellenwert im gemeinsamen Staat gehabt zu haben, führte zu Forderungen nach Unabhängigkeit. Mit 31. Dezember 1992 wurde die Tschechoslowakei aufgelöst. Mit 1. Jänner 1993 - also vor 25 Jahren - entstanden die beiden neuen Staaten Tschechien und Slowakei.

Service

LITERATUR:

"Prag: 1918-2018, Veranstaltungen, Orte, Geschichte"
Broschüre des Prager Tourismusamtes zum Download

Joachim Bahlcke: "Geschichte Tschechiens vom Mittelalter bis zur Gegenwart", Beck'sche Reihe 2014

Walter Schmitz und Ludger Udolph, Hrsg.: "Tripolis Praga: Die Prager Moderne um 1900", Thelem 2001

Georg Traska, Hrsg.: "Geteilte Erinnerungen: Tschechoslowakei, Nationalsozialismus und die Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung 1937 - 1948", Mandelbaum 2017

James Mace Ward: "Priest, Politician, Collaborator: Jozef Tiso and the Making of Fascist Slovakia.", Cornell University Press 2013

Dieter Segert: "Prager Frühling: Gespräche über eine europäische Erfahrung", New academic press 2008

Marketa Spiritova: "Hexenjagd in der Tschechoslowakei: Intellektuelle zwischen Prager Frühling und dem Ende des Kommunismus.", Böhlau 2010

Michael Zantovsky: "Vaclav Havel: In der Wahrheit leben", Propyläen Verlag 2014

Martin Smok: "Through the Labyrinth of Normalization". Ausstellungskatalog Jüdisches Museum Prag 2017

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