Ernst Bruckmüller im Studio

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Betrifft: Geschichte

Die Ruhe vor dem Sturm

Alltag und Kultur im Biedermaier zwischen 1815 und 1848. Mit Ernst Bruckmüller, emeritierter Professor am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien.
Gestaltung: Hanna Ronzheimer

Nach dem Wiener Kongress 1814/15 und der Restauration der politischen Verhältnisse zieht sich das Bürgertum - den überwachungsstaatlichen Tendenzen der Ära Metternich geschuldet - ins Häusliche zurück, das Politische tritt zurück, das Häusliche wird zum Ort des Rückzugs. Familiäre Vergnügen rücken ins Zentrum des Alltagslebens.

Erstmals wird der Kindererziehung besonders viel Aufmerksamkeit gewidmet. Mit aufwändigem Kinderspielzeug, eigenen Kinderbüchern und Hauslehrern streben die wohlhabenden Bürgerfamilien nach dem neuen Idealbild einer glücklichen Kindheit. Hier liegen die Wurzeln vom Bild der glänzenden Kinderaugen vor dem Weihnachtsbaum und der sonntäglichen Familienausflüge.

Außer Haus werden Bälle besucht, Kaffeehaus- und Konzertbesuche genossen, und Salonabende abgehalten. Von Politik und Wirtschaftsfragen hält man sich fern. Biedermaier-Tendenzen sind in ganz Mitteleuropa zu erkennen, doch in Wien nehmen sie durch die Repressionen von Fürst Metternich besonders starke Ausmaße an.

Dafür erreichte die Kunst und Kultur in jener Zeit eine neue Hochform: Franz Grillparzer, Johann Nestroy, Ferdinand Raimund und Emanuel Schikaneder dichteten, Ludwig van Beethoven, Franz Liszt, und Franz Schubert musizierten, und Ferdinand Georg Waldmüller zählt bis heute zu den berühmtesten Malern seiner Zeit.

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