Sonnenstrahlen

APA/dpa/Julian Stratenschulte

Gedanken für den Tag

Johannes Huber über Wissenschaft und Jenseitsglaube

"Jenseits von Raum und Zeit". Johannes Huber, Mediziner und katholischer Theologe, prüft vor einem wissenschaftlichen Hintergrund mit Blick auf Transzendentales die Zeit nach dem Tod. - Gestaltung: Alexandra Mantler

Während sich Physiker eher die Frage stellen: Von wo kommt das Universum? - beschäftigt sich der Mediziner - berufsbedingt - mit dem Nachher des biologischen Lebens - wohin gehen wir? Peter Sloterdijk hat einmal den Tod mit einer Art "Gütertrennung" verglichen - ein Teil vergeht, der andere kehrt in eine Art "vorembryonales" Stadium zurück, von wo er gekommen ist. Im Französischen wird übrigens das Wort "sterben" mit einer metaphysisch treffenden Wendung umschrieben "rendre l' ame - die Seele zurückgeben. Sloterdijk fügt hinzu, dass man dabei vielleicht schon gefragt werden könnte, wie unbeschädigt man sie zurückgibt.

Allerdings hat dieser Gedanke derzeit keine Hochkonjunktur. Denn die Moderne setzt ihren Akzent auf das Diesseits und fasst das Leben in seiner Immanenz reichlichst auf, um alles in dieser Erde anzusiedeln - ihr quasi treu zu bleiben - und vor allem natürlich eines zu machen: auf ihr zu konsumieren.

Die Erhebung des Konsums zum Maß aller Dinge gleicht einer Investitur - einem Eintrittsschein in die Neue Zeit. Es ist eine zügellose Steigerung des Konsumierens oder - wie der französische Essayist Pascal Bruckner einmal sagte - "die Routine der täglichen Ausschweifung in den Großkaufhäusern".

Und da frägt man natürlich nicht mehr, wo die Reise nach diesem biologischen Leben hin geht, man reißt mit Freuden alle Brücken zu diesem Leben "danach "ab - man flieht jeden Gedanken darüber und in der Zwischenzeit nimmt das schon den Charakter einer Massenflucht an.

Dass aber trotzdem viele Akteure auch in den Tagen der triumphierenden Aufklärung sich Ausflüge über die Grenzen des cerebral Feststellbaren erlauben, resultiert aus dem trotz allem vorhandenen kollektiven Bewusstsein, dass dieses Leben für jeden von uns ein Ablaufdatum hat.

Service

Johannes Huber, "Der holistische Mensch. Wir sind mehr als die Summe unserer Organe", edition a

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Franz Schubert/1797 - 1828
Titel: Symphonie Nr.5 in B-Dur DV 485
* Andante con moto - 2.Satz (00:09:33)
Leitung: Claudio Abbado
Orchester: Chamber Orchestra of Europe
Länge: 09:33 min
Label: DG 4236542

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