Anhänger von Lula da Silva demonstrieren mit brasilianischer Flagge

AP Photo/ERALDO PERES

Punkt eins

Brasilien: Rückkehr zur Un-Ordnung

Das Ende des dritten Weges und die Radikalisierung einer Gesellschaft.
Gast: Univ.-Prof. Dr. Andreas Novy, Vorstand des Instituts für Multi-Level Governance and Development an der Wirtschaftsuniversität Wien.
Moderation: Johann Kneihs
Anrufe kostenlos aus ganz Österreich unter 0800 22 69 79

"Jeder Brasilianer soll am Tag drei Mahlzeiten haben". Vor 15 Jahren wurde der Metallarbeiter Luiz Inácio Lula da Silva, genannt Lula, mit diesem Vorsatz Präsident des fünftgrößten Landes der Erde. Sein Regierungsprogramm umfasste die Stärkung der nationalen Industrie und die Linderung der drastischen Ungleichheit. Rund 40 Millionen Menschen wurden durch Sozialprogramme aus der Armut geholt.

Seit Kurzem sitzt Ex-Präsident Lula da Silva im Gefängnis und kann, nach einem umstrittenen Korruptionsprozess ohne Beweise, nicht zur Präsidentenwahl im Oktober antreten. Vor zwei Jahren hat das Parlament Lulas Nachfolgerin Dilma Rousseff abgesetzt. Die Gesellschaft ist polarisiert, Radikalisierung der Sprache und politische Gewalt nehmen zu; die Stadträtin Marielle Franco von Rio de Janeiro und mehrere Journalisten wurden ermordet.

Beendet wirkt auch Brasiliens außenpolitischer Weg, seine Eigenständigkeit gegenüber den Supermächten und die Vermittlerrolle in der Gruppe der BRICS-Staaten (der Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika). Nach dem "politischen Wunder" der Ära Lula scheint Brasilien wieder in den oft so bezeichneten lateinamerikanischen "Hinterhof" der USA zurückzukehren - und eine alte "Un-Ordnung" wiederhergestellt. Diese folgt aus Brasiliens Rolle im Weltmarkt und bringt gesellschaftliche Ungleichheit und Konflikte mit sich: So lautete schon zur Jahrtausendwende eine Erklärung des Ökonomen Andreas Novy für die (Fehl-)Entwicklung in Brasilien.

Andreas Novy ist Vorstand des Instituts für Multi-Level Governance and Development an der Wirtschaftsuniversität Wien und forscht seit vielen Jahren über Brasilien. Johann Kneihs spricht mit ihm über das Ende eines weltweit beachteten Modells und die internationalen Auswirkungen der Krise in Brasilien.

Wenn Sie sich an der Sendung beteiligen möchten: Schreiben Sie ein Mail an punkteins(at)orf.at oder rufen Sie live während der Sendung an unter der Nummer 0800 22 69 79 - kostenlos aus ganz Österreich.

Sendereihe

Playlist

Urheber/Urheberin: Ernesto Nazareth
Album: Brasileirinho
Titel: Brejeiro
Ausführender/Ausführende: Yamandú Costa, siebensaitige Gitarre
Länge: 02:38 min
Label: Tropical Music 68.853

Urheber/Urheberin: Jacob do Bandolim
Album: Brasileirinho
Titel: Agüenta Seu Fulgêncio
Ausführender/Ausführende: Trio Madeira - Ronaldo Souza, Marcelo Gonçalves, Zá Paulo Becker
Länge: 01:59 min
Label: Tropical Music 68.853

Urheber/Urheberin: Guinga
Album: Dialetto Carioca
Titel: O Côco Do Côco (00:02:26)
Ausführende: Guinga, Gitarre
Ausführende: Gabriele Mirabassi, Klarinette
Länge: 02:26 min
Label: EGEA SCA 131 (2007)

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