Zwei Frauen gehen an einer Wandmalerei in Kairo vorbei

AP/AMR NABIL

Radiokolleg - Ägypten

Eine Gesellschaft ringt nach Atem (4). Gestaltung: Johannes Kaup

Die ägyptische Revolution vom 25. Jänner 2011 wollte mit den Forderungen nach Rechtsstaatlichkeit, Freiheit und Demokratie eine politische Wende im mit fast 100 Millionen Einwohner/innen bevölkerungsreichsten arabischen Land einleiten. Doch nach einem Jahr der Freiheit sollte eine weitere Periode der Unterdrückung beginnen.

Zunächst durch das Regime der Muslimbrüder und Salafisten, die aus den Wahlen 2012 als relativ stärkste Kraft im Lande hervorgingen. Dann durch Präsident Abd al-Fattah as-Sisi. Viele Jahre lang hatte das Land unter Misswirtschaft, Korruption, Unruhen und Terrorakten gelitten. In den ersten Jahren nach der Revolution war der Tourismus stark eingebrochen und das Land litt zunehmend unter Devisenknappheit.

Mit Sisi - hofften viele - werde es mit Ägypten wieder bergauf gehen. Sisi, der bei den gelenkten Wahlen im März 2018 mit 97 Prozent der Stimmen als Präsident wiedergewählt wurde, versuchte bislang mit Mega-Bauprojekten die Wirtschaft des Landes anzukurbeln. Doch ob dieser Wirtschaftskurs, der Ausverkauf von Staatsbetrieben und die neu aufgenommenen großen Staatsschulden eine taugliche Antwort auf die durch Bildungsmangel und Preissteigerungen von weiterer Verarmung bedrohte Bevölkerung darstellen, wird von zahlreichen Beobachtern bezweifelt.
Bei der menschlichen Entwicklung belegt Ägypten Platz 111 von 188 Ländern.

Die in der Revolutionszeit äußerst lebendige Zivilgesellschaft ist in den vergangenen vier Jahren der zunehmend autoritären Herrschaft Sisis unter Druck geraten. Im internationalen Demokratie-Index rangiert Ägypten mittlerweile weit hinten auf Platz 130 von 167 untersuchten Staaten. Die politische Arbeit der Oppositionsparteien wird immer wieder behindert. Es häufen sich die dokumentierten Fälle, bei denen kritische Oppositionspolitiker, Journalisten, Herausgeber und Kulturschaffende mit fadenscheinigen Argumenten einer Militärgerichtsbarkeit unterstellt werden und mit hohen Strafen belegt werden.

Polizeigewalt und Folter sind entgegen der Forderungen der Revolutionsaktivisten keineswegs verschwunden, sondern weit verbreitet. Menschenrechtsorganisationen sprechen von derzeit 60.000 Menschen die aus politischen Gründen inhaftiert sind und zurzeit befinden sich 16 neue Gefängnisse im Bau.

Wohin entwickelt sich Ägypten nach der Revolution sozial, politisch und ökonomisch? Wie kann die Bevölkerung angesichts der Wirtschaftskrise leben? Wie geht es den Akteuren in der Zivilgesellschaft? Welche Entwicklung nimmt der für Ägypten bedeutsame Tourismus? Wohin steuert das historisch so bedeutsame Land am Nil in den nächsten Jahren?

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