Ramadan in Ägypten, Girlanden

AP/AMR NABIL

Gedanken für den Tag

Nermin Ismail über Ramadan in Ägypten

Die Journalistin Nermin Ismail erinnert sich mitten im muslimischen Fastenmonat Ramadan an jene Erlebnisse, die sie in der ursprünglichen Heimat ihrer Eltern, in Ägypten, hatte, als sie dort den Ramadan begangen hat. - Gestaltung: Alexandra Mantler

Für die Unterhaltungsindustrie in Ägypten ist der Ramadan der Höhepunkt des Jahres. Schon Monate zuvor werden Serien und Shows angekündigt. Die Ägypter verbringen Stunden vor dem Fernseher. Kaum eine Einladung zum Iftar, zum Fastenbrechen, gleicht der anderen. Wenn es ein arabisches Land gibt, in dem viel auf Lebensfreude gesetzt wird, dann ist es Ägypten.

Ramadan ist nicht nur zum Monat der Sitcoms geworden, sondern auch zum Monat der kulinarischen Orgien. Nach dem 3-Gänge Menü folgen die Süßspeisen: Katayef, Kunafa und Basbousa. Mit dem vollgeschlagenen Bauch geht es dann entweder in die Moschee oder das Fernsehprogramm wird weiter studiert. Das Beste wird für die Fastenzeit aufgehoben. Für mich sind die meisten Serien nichts, doch manchmal hat das gemeinsam vor dem Fernseher Sitzen auch etwas Verbindendes. Man lacht gemeinsam und unterhält sich bis in die Morgenstunden.

Einmal waren wir bei Bekannten meiner Mutter eingeladen. Blöderweise waren wir sehr spät dran und es war kurz vor Iftar. Ich konnte sehen, wie Datteln und Wasserflaschen in vorbeifahrende Autos geworfen wurden. Überall auf der Straße sind Zelte und Tische aufgestellt. Wohlhabende Ägypter lassen hier, in der Hoffnung auf Sawab, auf die Belohnung, warmes Essen ausgeben. Wieder ist die Straße ziemlich leer, abgesehen von den Menschen vor den Moscheen und jene, die Essen verteilen, ist kein Mensch da. Wir können schon den Adhan, den Gebetsruf, hören. Und etwas verzweifelt sind wir dann auch schon, wir haben nichts dabei und kommen an keinem mehr vorbei, der etwas zu Trinken oder zu Essen verteilt. Abgesehen davon kommen wir zu spät und es sollte noch dauern, bis wir die Adresse finden.

Alle Geschäfte sind geschlossen. Der Taxifahrer, der selbst nicht fastet und Kopte, also Christ ist, erzählt uns, wie sehr er diese Geduld bewundere, die Muslime aufbringen. Nabil erzählt, dass er selbst immer Wasserflaschen und Datteln im Auto im Ramadan dabei hat für die Fahrgäste, doch nun hat er keine mehr. Er hat so viel Achtung vor den Fastenden, dass er im Ramadan selbst untertags niemals isst oder trinkt. Wenig später, obwohl die Gegend ziemlich verlassen aussieht, stehen wieder Menschen da und geben uns genügend zu essen und zu trinken mit. Auch dem koptischen Taxilenker, damit er in den kommenden Tagen seine Gäste versorgen kann. Nabil liebt diesen Moment, wenn die Gebetsrufe von überall ertönen und er mit den Fahrgästen gemeinsam das Fasten brechen kann.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: Youssou N'Dour
Komponist/Komponistin: Kabou Gueye
Album: EGYPT
Titel: Tijaniyya
Solist/Solistin: Youssou N'Dour /Gesang m.Begl.
Orchester: Fathy Salama Orchestra
Länge: 02:00 min
Label: Nonesuch 7559796942

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