Kunstwerk von Yayoi Kusama

AP/JACQUELYN MARTIN

Radiokolleg - Sensor der Gefühle, Grund aller Übelkeit

Der menschliche Magen (4). Gestaltung: Sabine Nikolay

Wir sprechen davon, dass uns etwas auf den Magen schlägt oder uns sauer aufstößt. Es liegt uns etwas wie ein Stein im Magen oder wir finden es schlichtweg - Verzeihung - zum Kotzen. Die Bedeutung des Magens - durch den laut Volksmund ja auch die Liebe geht - ist so groß, dass das Organ vielfach Eingang in die Alltagssprache gefunden hat.

Wie ist der Magen aufgebaut? Wie funktioniert die Verarbeitung von Nahrung im oberen Verdauungstrakt? Wie gehören Mundhöhle, Speiseröhre, Magen und Zwölffingerdarm zusammen? Wo wird die Magensäure gebildet, und was passiert, wenn bei diesen vielen Bestandteilen einer erkrankt oder nur noch teilweise funktioniert?

Magenprobleme gehören in der westlichen Welt heutzutage zu den alltäglichen Leiden, die viele Menschen früher oder später betreffen. Deutliches Zeichen dafür sind die zahlreichen Reflux-Zentren, die überall eröffnet werden. Sie widmen sich dem altbekannten Symptom des "Sodbrennens", heute "Reflux" genannt.

Dabei steigen Magensäure und Mageninhalt in die Speiseröhre auf und verursachen zahlreiche Probleme: Zungenbrennen, Schleimhautentzündung, Rachenentzüdung, Nebenhöhlenentzündungen bis hin zu Ohrenschmerzen, Schluckbeschwerden und ständigem Husten und Räuspern.

Diese "Erkältung aus dem Magen" wird oft jahrelang falsch diagnostiziert und ist für die Betroffenen sehr unangenehm. Sie ist auch nicht ganz ungefährlich: Die Magensäure beschädigt die Speiseröhre - bis hin zum Krebs.
Speiseröhrenkrebs oder Ösophaguskarzinom ist im Zunehmen begriffen, während sich die Magenkrebsrate in den vergangenen 20 Jahren halbiert hat. Das liegt einerseits an einer veränderten Ernährung: weniger Gepökeltes und Geräuchertes, weniger Frittiertes und damit weniger Acrylamide schonen die Magenschleimhaut.

Außerdem konnte nach der Entdeckung des Bakteriums Helicobacter pylori und seiner Beteiligung an der Entstehung von Magenkarzinomen eine wirksame Antibiotikatherapie gefunden werden, die den Keim beseitigt, womit 50% aller Magenkarzinome gar nicht erst entstehen.
Doch es ist nicht so einfach. Oft entstehen Übelkeit, Magenschmerzen, Sodbrennen, Druck- und Völlegefühl ohne dass klare Ursachen dafür gefunden werden können.

Psychosomatische Magenleiden sind sehr häufig und schwer zu behandeln, denn hier helfen keine Medikamente oder Ernährungsumstellung, Wenn der Magen ohne manifeste medizinische Ursachen rebelliert, helfen oft nur eine veränderte Lebensführung und Psychotherapie.

Das Radiokolleg erforscht unser sensibelstes Organ: Welche Probleme und Krankheiten können sich im Magen entwickeln? Wie kann man ihn untersuchen und im Krankheitsfalle heilen? Und worauf sollten Menschen in Bezug auf ihren ersten Störungsmelder, den Magen, besonders achten?

Service

Literaturliste:

Hier nur die drei Bücher, auf die ich mich bei der Zusammenstellung der Radiokollegserie bezogen habe. Es gibt natürlich eine unüberschaubare Menge an Ratgeberliteratur. Wer medizinische Information sucht, wird am ehesten in medizinischen Fachverlagen und Lehrbüchern fündig.
Bei ständigen oder ständig wiederkehrenden Beschwerden sollte auf jeden Fall ein Arzt oder eine Ärztin konsultiert werden und eine genaue klinische Diagnostik vorgenommen werden.


Rüdiger Dahlke, Robert Hößl, Verdauungsprobleme. Be-Deutung und Chance von Magen-Darm-Symptomen, MenSana

Martin Riegler, Andrea Grossmann, Richtig essen bei Reflux und Sodbrennen, 50 genussvolle Rezepte für mehr Lebensqualität, Kneipp Verlag

Martin Riegler, Karin Hönig-Robier, Nie wieder Sodbrennen. Reflux verstehen und in den Griff bekommen, Maudrich Verlag


Wer sich über den aktuellen Stand der Forschung informieren möchte, kann im Internet eine Menge Informationen finden - die Trennung von populärwissenschaftlichen Artikeln, Werbung für Arztpraxen und Kliniken und seriöser wissenschaftlicher Information ist nicht so einfach. Verlässlich ist die Cochrane-Database, eine Gesundheitswebseite, auf der seriöse wissenschaftliche Studien publiziert werden:.

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