Europa-Journal

  1. Vor Erdogan auf der Flucht (Hanna Sommersacher)
  2. Erdogan? Na und? - die Urlauber kommen zurück (Karin Senz)
  3. Kroatien - eine Erfolgsgeschichte? (Christian Wehrschütz)
Moderation: Agathe Zupan

1. Vor Erdogan auf der Flucht
"22 Monate sind vergangen, seit ich meine Familie gesehen habe, seit ich meine Tochter umarmt habe." Sayd muss fast weinen, als er das sagt. Der 50-Jährige ist seit dem gescheiterten Putsch in der Türkei 2016 auf der Flucht. In Ankara hat er als Professor für Menschenrechte gearbeitet. Doch Sayd galt als Gülenist, als Mitglied jener Bewegung, die in der Türkei für den Putsch verantwortlich gemacht wird. "Mein Anwalt riet mir, das Land zu verlassen. Denn sonst würden sie mich verhaften."

Vor drei Monaten hat Deutschland ihm und seinem zweitältesten Sohn Asyl gewährt. Seine Frau und die anderen drei Kinder sind noch in der Türkei. Die Zahl der türkischen Flüchtlinge in Deutschland steigt seit dem Putschversuch stetig. Allein im vergangenen Jahr haben 8.500 Türken Asyl in Deutschland beantragt. Und immer mehr Menschen wird dieser Schutz gewährt. In Deutschland aber meiden sie die Türken, die schon hier leben - da seien viele fanatische Erdogan-Anhänger, und vor denen hätten sie Angst.

Hanna Sommersacher berichtet über jene Menschen aus der Türkei, die vor Präsident Erdogan fliehen und wie sie in Deutschland leben.


2. Erdogan? Na und? - die Urlauber kommen zurück

Das Tourismusland Türkei erholt sich - nach Terrorarattacken und politischen Auseinandersetzungen waren die Besucherzahlen in der Türkei eingebrochen, der wichtigste Wirtschaftszweig des Landes war nahe am Bankrott, Strände und Basare leer. Doch heuer ändert sich die Stimmung offenbar - Reisebüros melden seit Jahresbeginn wieder gute Buchungszahlen für die Türkei. Die Pauschalurlauber kommen zurück an die Strände.

Die westlichen Kulturtouristen sind dagegen noch etwas zaghafter, Großstädte wie Istanbul oder Ankara werden nach wie vor gemieden. Für die allerdings, die kommen, spielen die türkischen Präsidentschafts- und Parlamentswahlen am Sonntag kaum eine Rolle. Ob Recep Tayyip Erdogan die Türkei weiter von Demokratie und Meinungsfreiheit entfernt, spielt für die meisten Badetouristen keine Rolle, berichtet aus der Türkei Karin Senz.


3. Kroatien - eine Erfolgsgeschichte?
Fünf Jahre ist Kroatien nun Mitglied der EU; das genaue Beitrittsdatum war der 13. Juni 2013. Kroatien schaffte diesen Beitritt quasi im letzten Moment, denn nach internationaler Finanzkrise und der Euro- und Griechenlandkrise war die Erweiterungsmüdigkeit in der EU damals bereits deutlich spürbar. Und Kroatien war auch für mindestens zehn Jahre das bisher letzte Land des ehemaligen Jugoslawien, das die EU aufgenommen hat. Doch wie hat sich Kroatien in diesen fünf Jahren in der Union entwickelt? Positiv sind sinkende Arbeitslosigkeit und größere Finanzdisziplin der Regierungen.

Auch die Exporte in andere EU-Staaten haben spürbar zugenommen, gleiches gilt aber auch für die Abwanderung; Experten schätzen, dass seit dem Jahre 2014 mehr als 100.000 Bürger ausgewandert sind; Grund dafür sind nicht nur höhere Löhne im Ausland, sondern die politische Instabilität in Kroatien; seit dem EU-Beitritt vor fünf Jahren amtiert bereits die dritte Regierung, etwas, das auch Brüssel irritiert und Förderungen schwierig macht.

Christian Wehrschütz war in Kroatien unterwegs und berichtet über die Entwicklung dieses Landes in den ersten fünf Jahren seiner EU-Mitgliedschaft.

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