Außenansicht

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Hundert Häuser

Nackte Glühlampen und perfekte Proportionen

1928 - Haus Wittgenstein

"Er war in mancher Hinsicht ein Despot, und wenn er nicht eine Schwester gehabt hätte, die ihn unendlich geliebt hat und deren Geldbeutel stets geöffnet blieb, wäre dieses Werk nie und nimmer gelungen", sagt die Autorin Margret Greiner über jenes Palais, das der Philosoph Ludwig Wittgenstein für seine Schwester, Wiener Mäzenatin und Saloniere Margaret Stonborough-Wittgenstein, entwarf und baute.

Vom ursprünglich beauftragten Architekten, Paul Engelmann, einem Loos-Schüler, übernahm Ludwig die Planung alsbald - obwohl er keine Erfahrung und keine Ausbildung in diesem Gebiet hatte. Dennoch sollte das Palais Stonborough, oder Haus Wittgenstein, wie es heute heißt, zu einer Ikone der modernen Architektur werden. Heute beherbergt es das Bulgarische Kulturinstitut.

Mit seiner Detail-Bessesenheit und der bis in den Millimeter gehenden Präzision trieb Ludwig Wittgenstein den Bauleiter und die Handwerker 1928 fast in den Wahnsinn. Die beglaubigten Anekdoten über Ludwigs kostspielige Sonderwünsche sind zahlreich und skurril. Er sei in seiner Ästhetik eben kompromisslos gewesen, sagt Greiner, deren biographischer Roman über Margaret Stonborough-Wittgenstein bei Kremayr & Scheriau erschienen ist.

Architektur: Paul Engelmann, Ludwig Wittgenstein
Fertigstellung: 1928
Adresse: 1030 Wien, Kundmanngasse 19

Service

Mit der Sendereihe "Hundert Häuser" wird eine Geschichte Österreichs anhand seiner Architektur erzählt - vom Jahr 1918, in dem am 12. November die Erste Republik ausgerufen wurde, bis zur Gegenwart. Für jedes Jahr steht ein historisch bedeutendes, architektonisch spannendes oder eine Epoche prägendes Bauwerk, das in jeweils einem Radiobeitrag porträtiert wird. Zu hören ist die hundertteilige Reihe von Montag bis Donnerstag um 17:25 Uhr, von Mitte Mai bis 12. November 2018.

Margret Greiner, "Margaret Stonborough-Wittgenstein. Grande Dame der Wiener Moderne", Verlag Kremayr & Scheriau, 2018.

Bulgarisches Kulturinstitut Haus Wittgenstein

Sendereihe

Gestaltung

  • Anna Soucek

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