Innere der Kathedrale von Antwerpen, Ölgemälde

ULRICH GHEZZ/SAMMLUNG SCHOENBORN-BUCHHEIM/RESIDENZGALERIE SALZBURG

Gedanken für den Tag

Gernot Candolini über Kathedralen und Dome

"Kathedralen - Heimat der Seele". Gernot Candolini, Leiter der Montessorischule Innsbruck, Autor und Designer von Labyrinthplätzen, erzählt über die Atmosphäre der Räume, die dahinterliegende Mystik und Symbolik, und berichtet über die außerordentlichen Ereignisse, die diese Kathedralen erlebten. - Gestaltung: Alexandra Mantler

1946 rief die neugegründete internationale katholische Friedensorganisation "Pax Christi" zu einer bemerkenswerten Pilgerfahrt auf, zum Kreuzzug des Friedens nach Vezelay in Frankreich.

Aus ganz Europa folgten insgesamt 30 000 Menschen dem Aufruf und machten sich auf den Weg. Sie trugen 14 schwere Holzkreuze als Zeichen ihres Wunsches nach Frieden und Versöhnung nach Vezelay. Auf Initiative französischer Priester wurden auch deutsche Kriegsgefangene aus einem nahe gelegenen Lager eingeladen, daran teilzunehmen. Sie brachten das 15. Kreuz mit, das als Kreuz der Deutschen mit eingereiht wurde. Einige der Holzkreuze wurden in der Basilika aufgestellt und stehen dort heute noch.

Die deutsch-französische Aussöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg war geprägt von der Überzeugung, dass sich die Sinnlosigkeit des Krieges, wie sie in den bitteren Erfahrungen der napoleonischen Kriege und der beiden Weltkriege so deutlich sichtbar geworden war, nicht wiederholen darf. Es wurden viele Gesten der Versöhnung gesetzt, kluge und faire Verträge ausgehandelt, Jugend- und Kunstaustauschprogramme initiiert und damit die Grundlage eines friedlichen Europas gelegt.

Die Kathedralen bildeten dabei oft den symbolischen Rahmen für den Schulterschluss. So besuchte Konrad Adenauer gemeinsam mit Charles de Gaulle am Beginn der deutsch-französischen Aussöhnung eine Friedensmesse in Reims, der deutsche Künstler Imi Knöbel wurde in Reims eingeladen, die von Deutschen im Ersten Weltkrieg zerstörten Kathedralenfenster neu zu gestalten, während der Franzose Gabriel Loire aus Chartres in der Wilhelm-Gedächtnis-Kirche in Berlin die großen blauen Fenster im berühmten Chartresblau ausführte. Frieden ist möglich, wenn man wirklich aufeinander zugeht.

Service

Gernot Candolini: Labyrinthe

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Anonym
Album: DAS VERGESSENE REICH - DIE TRAGÖDIE DER KATHARER
Titel: Trauermarsch (Trommeln)
Untertitel: Kollektive Verbrennung burgundischer Katharer in Vézelay (1167)
Gesamttitel: 1.Teil: AUFSTIEG UND GLANZ DES KATHARISMUS - Okzitanien auf seinem Höhepunkt (um 950-1204)
Leitung: Jordi Savall
Ausführende: Hesperion XXI
Länge: 02:00 min
Label: Alia Vox AVSA9873 (3 CD)

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