Ein Schauspieler als Römischer Soldat

AFP/OLI SCARFF

Radiokolleg - Das römische Reich zwischen Alpen und Donau

Thermen, Austern und Kriege (1). Gestaltung: Andreas Wolf

Um das Jahr 50 vor Christus ereignete sich nördlich der Alpen eine Zeitenwende. Römische Soldaten besetzten, wahrscheinlich kampflos, das keltische Königreich Noricum.
Größere germanische Ansiedlungen existierten erst auf böhmischem Gebiet. So wie heute, gab es bereits damals Wirtschaftsmigranten. Die Germanen lockte vor allem der römische Luxus. Dieser reichte von Wand- und Fußbodenheizungen über Thermenanlagen, bis hin zu exotischen Lebensmitteln wie Südfrüchten, Austern oder Wein.

Ab dem 3. Jahrhundert meldeten sich Germanen auch verstärkt als Hilfstruppensoldaten zur römischen Armee. Nach 25-30 Jahren Dienstzeit erhielten sie das begehrte römische Bürgerrecht, aber die Loyalität zu Rom hielt sich in engen Grenzen. Immer wieder wechselten Germanen die Seiten um gegen Rom zu kämpfen. Das bekannteste Beispiel dafür ist Arminius, ein in der römischen Armee ausgebildeter Germanenfürst. Nachdem er die Seiten gewechselt hatte besiegte er mit seinen Kriegern in der Varusschlacht gleich 3 römische Legionen. Die Verluste von bis zu 20.000 Mann beendeten die römische Expansion nach Germanien.

Mitte des 2. Jahrhunderts überschritten germanische Stämme auf breiter Front die Grenzen des Römischen Reiches. Ausgelöst wurden die Markomannenkriege durch eine Klimaveränderung in Mitteleuropa. Die Folge waren zahlreiche Missernten. Um dem Hunger zu entfliehen stieß man in wirtschaftlich besser gestellte Gebiete vor. Dabei drangen die Germanen bis Oberitalien vor. Nur mit Mühe konnte Rom die Angreifer wieder zurückdrängen.

Der Zerfallsprozess des römischen Reiches dauerte rund 300 Jahre. Über viele Generationen lebten die Menschen in unserer Gegend mit Germaneneinfällen, Plünderungen und Gewalt. Die unsicheren Zeiten wurden von der einheimischen Bevölkerung wohl als normale Lebensumstände gesehen. Einer der sich trotz der angespannten Sicherheitslage um die romanische Bevölkerung kümmerte war Serverin. Er handelte mit Germanenführern, Nichtangriffspakte und Gefangengenübergaben aus. Kurz nach seinem Tod wurde die römische Restbevölkerung aus Teilen Noricums und Raetia auf das Gebiet des heutigen Italien evakuiert. Mit dem Abzug der letzten römischen Soldaten endete 488 n. Chr. die mehr als 500-jährige römische Besatzungszeit nördlich der Alpen.

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  • Andreas Wolf