Renate Welsh-Rabady

APA/HERBERT NEUBAUER

Ö1 Kunstsonntag: Neue Texte

Renate Welsh-Rabady über eine Kriegskindheit

"Fräulein Emma." Von Renate Welsh-Rabady. Es liest: Emmy Werner. Redaktion: Edith-Ulla Gasser

"Eigentlich mochte ich Märchen nicht, sie bestätigten nur, dass man sich auf nichts verlassen konnte, dass Menschen sich in Raben verwandelten, in Rehe oder Drachen, dass überall der Tod lauerte". Das kleine Mädchen ist vielleicht acht Jahre alt, und betrachtet alles um sich herum sowohl mit Angst als auch mit Ehrfurcht: die größeren Kinder, die Erwachsenen, die zerbombten Häuser Wiens, die düsteren Kellerabteile und den verschütteten Fliederbaum, der später wieder austreibt. Man schreibt das Jahr 1945, als die Erzählung beginnt, sie endet 14 Jahre später. Dazwischen liegt fast das ganze Leben eines Nachbarbuben namens Tassilo, dem nicht nur der Krieg, sondern auch seine eigene Familie übel mitspielt. Auch nach ihm könnte diese Geschichte benannt sein. Aber die Autorin Renate Welsh-Rabady wählte den Titel nach einer zweiten Hauptfigur: einer Hausangestellten mit Namen "Fräulein Emma", die das Kleinkind Tassilo rettet, aber den Buben Tassilo nicht mehr beschützen kann.

Renate Welsh-Rabady wurde 1937 in Wien geboren, und es ist sicher nicht ganz falsch, zumindest einen Teil der kindlichen Beobachtungen der Autorin selbst zuzuschreiben. "Die Welt fragt nicht, ob das, was einem Kind widerfährt, zumutbar ist", sagte Renate Welsh-Rabady einmal in einem Interview. Der Welt von diesen Fährnissen zu erzählen ist Welsh-Rabady in vielen ihrer mehr als 70 Bücher angetreten, die sie "für Menschen aller Art" schreibt. Die heute vorgestellte Geschichte vom "Fräulein Emma" ist noch nicht als Buch erschienen.

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Renate Welsh-Rabady, "Fräulein Emma", Manuskript

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