Le week-end

4. August 2018, 13:00

Johann Sebastian Bach, ein Kind ist geboren in Bethlehem, puer natus in Bethlehem, das ist in diesem Fall ein Beitrag zu einem "Le week-end", das sich zum zweiten Mal in Folge dem Phänomen Geburtstag widmet. Am 4. August haben ja durchaus prominente Menschen Geburtstag. Barack Obama beispielsweise, oder Louis Armstrong, der auch gleich stimmlich bekräftigt "I like this kind of party".

Und weil der 4. August mitten im Sommer liegt, lädt Simon Preston - der britische Musiker, der vorhin Bach gespielt hat und ebenfalls am 4. August zur Welt kam - nun einige Freunde ein, um gemeinsam mit ihm dem Sommer zu huldigen. Neville Marriner, die Academy of St. Martin in the Fields, Violinsolist Alan Loveday gemeinsam mit Simon Preston an den Tasten: So geschmeidig, so agogisch, und vor allem so lautstärkenflexibel hat - zumindest bis zum Jahr 1970, aus dem diese erstaunliche Aufnahme stammt - selten jemand Antonio Vivaldis "Jahreszeiten" musiziert. Oder: Wie das ist, wenn man für ein fade-out keinen Regler, sondern einfach gut eingespielte Musiker braucht. Es ist nun am 4. August für gut zehn Minuten wirklich Sommer.

Schon wieder steht ein heutiges Geburtstagskind vor unserer Tür, der amerikanische Komponist David Raksin. Er teilt das Schicksal mancher Filmmusikkomponisten: Seine Musik hat jeder im Ohr, seinen Namen kaum jemand. Es gäbe beispielsweise keine ausinstrumentierte Filmmusik von Charles Chaplin, hätte nicht David Raksin diese Arbeit erledigt. Und es gäbe nicht den dutzendfach gespielten Jazzstandard "Laura", hätte nicht David Raksin 1944 eine äußerst intrikate Musik für einen Film dieses Namens geschrieben. Es ist ein film noir, geheimnisvolle Stimmung, die vermeintlich ermordete Laura ist womöglich gar nicht tot, und jedesmal, wenn irgendjemand in diesem Film an Laura auch nur denkt, erklingt das später berühmt gewordene Laura-Motiv in seiner - in der Minimalform - bloß siebentönigen Form. Komponist David Raksin - und wir weisen beinahe schon unwillig darauf hin, dass er genau heute am 4. August Geburtstag feiern würde, und zwar seinen 106ten - dieser Komponist hat auch eine kleine Suite aus seiner Laura-Filmmusik gemacht, die dieses ständige Auftauchen und Verschwinden des Leitmotivs tatsächlich auch ganz ohne Film spürbar macht. "Laura", ein legendärer Film von Otto Preminger mit legendärer Musik von David Raksin.

Abgeklärter als die Meisten was das Thema Geburtstag betrifft sind zwei amerikanische Country-Kollegen, selbst schon nicht mehr die Jüngsten. Geburtstage können John Prine und Mac Wiseman schon lang nicht mehr aus der Bahn werfen. Weil: Schäme dich niemals für dein Alter. "Don't Be Ashamed of Your Age", oder, wenn man den Text mithört eher: Sei stolz darauf, wie alt Du bist.

Bei so viel Aufregung um historisch unterschiedlichste Geburtstage zwischen dem 17. und dem 21. Jahrhundert servieren uns nun einige Cool Cats des Jazz ein Geburtstagsgeschenk mit betont lässig zurückhaltender Eleganz. Clark Terry, Trompete, Ben Webster, Tenorsaxophon, Hank Jones, Klavier, und Bandleader, Vibraphonist und Komponist Lionel Hampton. Es ist "Tempo's Birthday".

Doch nach der noch so schönsten Party, irgendwann muss aufgeräumt werden und jemand sollte das Geschirr abwaschen. Da melden sich glatt zwei freiwillig zum Küchendienst und die Namen der Tellerwäscher sind klingende: der am 4. August 1910, also genau heute vor 108 Jahren geborene, amerikanische Komponist William Schuman tut sich mit Songwirter Frank Loesser zusammen. "Doing the dishes", eine rare Aufnahme aus 1930, eine übermütige Jugendsünde zweier damals 20-jähriger.

Ein Geburtstagskind des heutigen Tages hat Ö1 bereits am Vorabend ausgiebig hoch leben lassen: Die im Sternzeichen Löwe geborene Komponistin Olga Neuwirth feiert nämlich heute ihren 50. Geburtstag. Gestern war ihrem Schaffen um 19.30 das "Ö1 Konzert" gewidmet und in der Ö1-Stunde vor Mitternacht wurde sie im "Zeit-Ton" portraitiert. Diese insgesamt 3,5 Radiostunden zum Geburtstag von Olga Neuwirth sind nachzuhören via oe1.orf.at. "Le week-end" aber gratuliert heute. Geburtstag ist Geburtstag. 4. August ist 4. August, Olga Neuwirth ist Olga Neuwirth, a rose is a rose is a rose, sagt Gertrude Stein. "Only an End", sagt Olga Neuwirth.

Sendereihe

• Le week-end

Gestaltung

• Elke Tschaikner
• Christian Scheib