Ö1 Kunstsonntag: Radiokunst - Kunstradio

"Broken German" von Noam Brusilovsky. Hörspiel nach dem Roman von Tomer Gardi.

Gewinner des Deutschen Hörspielpreises der ARD:
"Broken German" von Noam Brusilovsky. Hörspiel nach dem Roman von Tomer Gardi. Mit Dor Aloni, Aviva Joel, Meik van Severen, Noam Brusilovsky, Hannah Müller, Horst Hildebrand, Tomer Gardi, Jaime Krsto Ferkic, Britta Geister, Florian Hein, Daniel Mühe, Johanna Oetzmann, Sofia Flesch Baldin. Regie: Noam Brusilovsky (SWR 2017)
"Broken German muss man hören!" - so urteilt die Jury.

Begründung der Jury:
"Wir diskutieren die 'Willkommenskultur' - 'Broken German' antwortet uns mit: 'Volkerverständigung'.

Noam Brusilovskys Bearbeitung verstärkt die Romanvorlage Tomer Gardis nicht nur, sondern macht aus ihr ein eigenständiges, so nur im Akustischen mögliches Kunstwerk.
Gardi und Brusilovsky formulieren eine Sprache, die eine zwingende Herausforderung für die Gesellschaft wie für das Radiopublikum ist: Mit anderen Worten: 'Broken German' muss man hören".

Ein Spiel mit Identitäten, Chronologie, Perspektiven. Mal erzählt Radili, mal Abschalom, mal dessen Mutter. Die Protagonisten sind sowohl aus dem Studio als auch vom Band zu hören, immer wieder wird das Erzählen gebrochen und über das Erzählen selbst erzählt. Ein Autor wird über das Verfassen seines Romans und dessen Vermarktung interviewt und wir folgen der Diskussion um "Broken German" beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb. Fiktion und Realität verschwimmen und lassen sich nicht mehr trennen.

Ein israelischer Mann erzählt in gebrochenem Deutsch. Er erzählt, babylonisch-lebendig, von Radili Anuan, der sich in Berlin, nach Anpöbelungen durch Skins, ein Messer gekauft, es dann aber vergraben hat. Als Erwachsener in die Stadt zurückgekehrt, landet er in einer linken WG, die einen Dokumentarfilm aus der Suche nach dem vergrabenen Messer machen will.
Er erzählt von einer Reise nach Berlin mit seiner Mutter. Statt ihrer eigenen nehmen sie zwei fremde Koffer vom Flughafen mit, die sich als Koffer eines Arabers und einer aus Eritrea geflüchteten Frau herausstellen. Die Verwirrung der Identitäten geht weiter: Der Mann trägt fortan die Kleider der Frau (die er später treffen wird), seine Mutter die des Mannes. Er bespricht mit seiner Mutter Erinnerungen an ein von den Deutschen besetztes Dorf in Rumänien, hält eine Rede zur Neueröffnung des Kafka-Instituts (vormals Goethe-Institut) und wird vom aufgeschreckten Bildungsbürgertum in die Flucht geschlagen. Er erklärt, warum die Darstellung des Mose auf einem Übersetzungsfehler beruht, lässt sich zu Recherchezwecken als "Arbeitsmigrant in der Prosa eine fremde Sprache" nachts im Jüdischen Museum einschließen und entdeckt dort in der Besenkammer eine Leiche.
"Also keine Angst. Ich nehme keiner Deutsche Literat seine Arbeit weg. Und deshalb musste ich das Jüdische Museum Besenkammer Tür aufmachen. Für die schwarze Arbeit. Ins deutsche Sprache. Und weil so sind wir Schriftsteller. Wir machen geschlossene Besenkammer Türe auf".
Mit Dor Aloni, Aviva Joel, Meik van Severen, Noam Brusilovsky, Hannah Müller, Horst Hildebrand, Tomer Gardi, Jaime Krsto Ferkic, Britta Geister, Florian Hein, Daniel Mühe, Johanna Oetzmann, Sofia Flesch Baldin

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