Leonard Bernstein

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Gedanken für den Tag

Reinhard Scolik über Leonard Bernstein

"Das Höchste und das Weiteste" - Zum 100. Geburtstag von Leonard Bernstein macht sich Reinhard Scolik, Fernsehdirektor des Bayerischen Rundfunks, Gedanken zu und von dem Menschen und Musiker. - Gestaltung: Alexandra Mantler

"Genius boy", sagte Dimitri Mitropoulos zu Leonard Bernstein im Jahr 1937. Bernstein durfte dem großen Dirigenten am Klavier vorspielen während er seine musikalische Ausbildung in Harvard und Philadelphia absolvierte.

Damals beklagte er sich: "Die meisten Schüler hatten als Achtjährige angefangen und jeder spielte Chopin-Etüden und Paganini-Capricen schneller als der andere. Man hasste mich, ich war für die anderen ein intellektueller Snob. Meine Freunde waren die Lehrer".

Seinen Aufstieg verdankt Bernstein seinen Lehrern, die er leicht für sich gewinnen konnte: 1940 kam er nach Tanglewood, wo der Dirigent Sergej Koussevitzki ein Sommercamp für junge Musiker eingerichtet hatte. Der Ort wurde schicksalshaft für ihn, nicht nur, weil er dort am 19. August 1990 sein letztes Konzert geben sollte. In seinem dritten Tanglewooder Sommer 1943, genau an seinem 25. Geburtstag, machte ihm Artur Rodzinski das Angebot, sein Assistent bei den New Yorker Philharmonikern zu werden: "Ich bin alle Dirigenten durchgegangen, die ich kenne. Und schließlich habe ich Gott gefragt, wen ich nehmen soll, und Gott sagte: "Nimm Bernstein."

Schon im Herbst darauf folgt das legendäre Einspringen für den erkrankten Bruno Walter: Rodzinski war durch Schneefall an der Anreise blockiert, Bernstein MUSSTE dirigieren. Wieder kein Zufall, nur ein Glücksfall. Völlig verkatert von der Nacht davor, in der er die Erstaufführung seines Kinderliederzyklus "I hate Music!" gefeiert hatte, erhielt Bernstein von seinem Apotheker zwei Tabletten, um sich fit zu machen: "Da stand ich also hinter der Bühne. Zitternd, mit diesen beiden kleinen Pillen in der Tasche.ich nahm sie heraus, betrachtete sie und sagte: Ich werde das alleine durchziehen. Ich nehme keine Tabletten. Ich will keine Hilfe, außer von Gott."

Dann wurde Bernstein als Einspringer angesagt: "Wir alle werden das Debüt eines jungen Dirigenten erleben, der in unserem Land geboren, erzogen und ausgebildet ist." Da war sie jetzt: seine Geschichte, die des amerikanischen Musikers, "native American".

Service

Leonard Bernstein, "Worte wie Musik", Verlag Herder
Jonathan Cott, "Leonard Bernstein. Kein Tag ohne Musik", Verlag btb
Peter Gradenwitz, "Leonard Bernstein. Eine Biografie", Atlantis Musikbuch

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Sendereihe

Gestaltung

Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: Leonard Bernstein
Album: BERNSTEIN DIRIGIERT BERNSTEIN
Titel: Ouvertüre zu "Candide"
Orchester: New York Philharmonic
Leitung: Leonard Bernstein
Länge: 02:00 min
Label: CBS MK42263

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