Strandbad Gänsehäufel

ARCHITEKTURZENTRUM WIEN, SAMMLUNG, FOTO: MARGHERITA SPILUTTINI

Hundert Häuser

Badekultur an der Alten Donau

1950 - Strandbad Gänsehäufel

Während der Zeit des Roten Wien erlebt die Freibadekultur einen regelrechten Boom und ist nicht minder wichtig für das sozialdemokratische Programm wie die Gemeindebauten. Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs wird das Freibad Gänsehäufel vollständig zerstört, da die Alliierten hier militärische Einrichtungen vermuten. Schon am 22. Juni 1950 - fünf Jahre vor der Staatsoper - erfolgt die Wiedereröffnung des von den Architekten Max Fellerer (1889-1957) und Eugen Wörle (1909-1996) neu gestalteten Bades.

Die beiden verstanden, dass es beim Baden um die Naturerfahrung geht, oder, im städtischen Kontext, um eine Annährung an eine solche. Die von ihnen entworfenen Baukörper aus Sichtbeton sind auf das Nötigste reduziert und lose in der Landschaft verteilt. Keine Spur von Monumentalität, die bei einem Bad dieser Größe ebenso denkbar gewesen wäre. In einer Stellungnahme der Architekten heißt es: "Der Mensch soll, abgehetzt und erfrischungsbedürftig wie er kommt, nicht durch eine steife symmetrische Haltung aufgenommen werden, er soll in einen natürlichen, wenn auch gepflegten Garten treten, in dem die Gebäude geordnet, doch ohne Pathos aneinandergereiht sind".

Diese Qualitäten streicht auch Architekt Wolfgang Holzhacker hervor, der für die Generalsanierung des Bades von 2001 bis 2004 verantwortlich war: "Es ist eine ganz klare, einfache, konstruktive Architektur, die alle Funktionen in ganz schlichter, klarer und überzeugender Form umgesetzt hat. Und das ist eigentlich ein gültiges Credo - vom Bauhaus bis Heute, aber man kann das bis in die alte Klassik zurückverfolgen -, dass eine technisch schlichte, einfache, sehr funktionelle, aber doch emotionell wertvolle Lösung eigentlich das Optimum darstellt, das in der Architektur erzielbar ist".

Architektur: Max Fellerer, Eugen Wörle
Wiedereröffnung: 1950
Adresse: 1220 Wien, Moissigasse 2

Gestaltung: Rafael Kopper

Service

Mit der Sendereihe "Hundert Häuser" wird eine Geschichte Österreichs anhand seiner Architektur erzählt - vom Jahr 1918, in dem am 12. November die Erste Republik ausgerufen wurde, bis zur Gegenwart. Für jedes Jahr steht ein historisch bedeutendes, architektonisch spannendes oder eine Epoche prägendes Bauwerk, das in jeweils einem Radiobeitrag porträtiert wird. Zu hören ist die hundertteilige Reihe von Montag bis Donnerstag um 17:25 Uhr, von Mitte Mai bis 12. November 2018.

Strandbad Gänsehäufel

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