Ö1 Kunstsonntag: Überblick

"Das Meer in uns"

Der österreichische Autor Hans Augustin hat mit "Das Meer in uns" einen hochaktuellen Text geschrieben, der wie ein Kommentar auf das tagespolitische Geschehen wirkt. Nach tagelangem Tauziehen konnten 150 Menschen, die tagelang auf der "Diciotti" ausharren mussten, endlich Festland betreten. Italiens Innenminister Matteo Salvini von der rechtspopulistischen Lega Nord hatte sich zuvor geweigert, die Flüchtlinge an Land gehen zu lassen, bevor eine europäische Lösung für ihre Verteilung gefunden werde. Italien, so Salvini, könne die Flüchtlingsströme, die an seinen Küsten stranden, nicht mehr alleine schultern. 65.708 Menschen, die Flüchtlinge auf der "Diciotti" nicht eingerechnet, haben 2018 bisher die Flucht über das Mittelmeer gewagt. In der Hoffnung auf ein besseres Leben treten sie in überfüllten, nicht hochseetauglichen Booten die lebensgefährliche Reise nach Europa an. Schlepper überlassen sie ihrem Schicksal und spekulieren darauf, dass die Flüchtlinge von NGOs oder der Küstenwache gerettet werden.

"Die Menschen kommen ja nicht von sich aus. Natürlich kommen sie, weil sie sich ein neues Leben wünschen, weil sie weg müssen, oder wollen. Aber natürlich steht da ein Gewerbe dahinter, sonst würden sie nicht über das Mittelmeer kommen. Sie können ja nicht übers Meer schwimmen. Insofern braucht es eine gewisse Industrie dahinter", sagt die deutsche Fotografin Herlinde Koelbl.Sie hat im Auftrag des Europarates eine Serie zum Thema Flucht fotografiert. Für den Zyklus "Refugees" reiste Koelbl zu den Brennpunkten der Flüchtlingskrise an die Küsten Italiens und Griechenlands und sie besuchte Flüchtlingsunterkünfte in Deutschland. Herlinde Koelbl zeigt das Einzelschicksal hinter der Statistik und sie macht die Materialschlacht der großen Fluchtbewegung, die unseren politischen und gesellschaftlichen Alltag prägt, sichtbar: Auch der österreichische Autor Hans Augustin beleuchtet in seinem Text "Das Meer in uns" die Geschichte eines Mannes, der sein Leben in die Hände von Schleppern gelegt hat, deren Geschäft weiterhin florier.

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