2001: A Space Odyssey

MGM

Radiokolleg - Marx und Coca Cola

Die vielen Gesichter der Kunst im Protestjahr 1968 (1). Gestaltung: Thomas Mießgang

1968 war nicht nur das Jahr der Studentenproteste und einer allgemeinen politischen Unruhe, sondern auch ein Zeitraum, in dem Filme, Musikalben, Bücher veröffentlicht wurden und Kunstmanifestationen stattfanden. Vieles davon bezog sich affirmativ oder kritisch auf den Zeitgeist und lässt sich aus heutiger Sicht zu einem Panorama der Epoche zusammendenken.

Dieses Radiokolleg versucht in einer zugegebenermaßen subjektiven Auswahl, Reibungshitze zwischen unterschiedlichen künstlerischen Genres zu erzeugen, verschiedene Komplexitätsgrade und Diskurslevels auszukosten, zwischen High und Low Art zu vermitteln und im Ping Pong dialogischer Situationen die vielen Gesichter und künstlerischen Tonlagen des Jahres, in dem die "Kinder von Marx und Coca Cola", wie es in einem Filmtitel von Jean-Luc Godard heisst, rebellierten, darzustellen.

Die erste Folge kombiniert die charmante Leistungsverweigerer-Komödie "Zur Sache, Schätzchen" von May Spils, die in Deutschland zum Filmhit wurde, mit dem Free Jazz-Album "Machine Gun" des Saxofon-Berserkers Peter Brötzmann. Diese "Kaputtspielmusik" wurde auch als akustische Protestnote zu den Ausbeutungszusammenhängen des, wie es damals hieß, "Spätkapitalismus" gelesen.

Der Film "2001 - Odyssee im Weltraum" von Stanley Kubrick, ein verrätseltes, hochspekulatives Meisterwerk, in dem heute aktuelle Fragen etwa nach künstlicher Intelligenz vorweggenommen werden und das Eskapismus mit dekadenter Opulenz zelebriert, findet seine Kontrastfolie im Roman "Sag mir, wie lange ist der Zug schon fort" des afroamerikanischen Schriftstellers James Baldwin. Dieser verhandelt die allzu menschlichen Probleme des täglichen Rassismus als sensiblen Künstlerroman zwischen Sex, Gewalt und Leidenschaft und vor dem Hintergrund der Black Panther-Proteste.

Im Film "Flesh", der im Umfeld des Andy-Warhol-Clans entstand, wurde die exzessive Weltsicht einer schwarzromantischen Künstler-Bohème zum ersten Mal für ein weltweites Publikum aufbereitet. Zur gleichen Zeit organisierten in Wien die Aktionisten die Aktion "Kunst und Revolution", die sich als "Uni-Ferkelei" in das kollektive Unterbewusste der Nation einschrieb und heute als Österreichs Beitrag zum weltrevolutionären Geschehen gilt.
Zum Schluss schließlich noch ein besonders radikales Gegensatzpaar: Der Film "Monterey Pop" von D. A. Pennebaker ist eine kunstvoll in Szene gesetzte Nachlese des "Summer of Love", der im Jahr davor stattfand. Alexander Solschenizyns Roman "Der erste Kreis der Hölle" hingegen thematisiert zum ersten Mal mit den Mitteln der Literatur den Terror und den klaustrophobischen Zwangscharakter des Sowjetkommunismus, der damals noch weitgehend als Alternative zum imperialistischen Westen adoriert wurde. Faces and Places - Gesichter, Farben und Formen einer Reise durch ein Jahr, das nicht nur als Mahnmal der Rebellion in Erinnerung bleibt, sondern auch als Treibhaus eines künstlerischen Überflusses.

Sendereihe

Gestaltung

  • Thomas Mießgang