Auge

DPA/SINA SCHULDT

Radiokolleg

Radiokolleg - Das geht ins Auge

Dem Seh-Sinn auf der Spur (4). Gestaltung: Daphne Hruby

Keine unserer fünf Wahrnehmungsantennen wird öfter angesprochen, stimuliert aber auch manipuliert als der Sehsinn. Man glaubt nur, was man mit eigenen Augen sehen kann - und erklärt das dann auch zur Realität. Dabei lässt sich kein Sinn so leicht austricksen, wie der visuelle. Das Feld der optischen Täuschungen ist schier unendlich groß. Mit der sogenannten "Op Art" hat sich daraus gleich eine eigene Kunstrichtung entwickelt. Aber auch in der psychologischen Diagnostik wurde der Wahrnehmung von Bildern lange Zeit große Relevanz zugeschrieben. Heute ist die Methodik des "Rorschachtests" umstritten.

Der Aufbau des menschlichen Sehsinns ist hochkomplex. In Bezug auf die Fähigkeiten kann sich unser Auge aber noch einiges von der Tierwelt abschauen. So sind etwa Greifvögel dazu in der Lage ihre Beute aus mehreren hundert Metern Entfernung zu erspähen, darüber hinaus verfügen sie auch über eine UV-Wahrnehmung. Im Laufe der Evolution haben sich die Augen den jeweiligen Lebensumständen angepasst.

Im Gegensatz zu Tieren können wir Menschen auf kleine optische Hilfsmittel zurückgreifen. Das ist auch nötig, denn schon heute leiden laut Weltgesundheitsorganisation knapp 30 Prozent der Weltbevölkerung an Kurzsichtigkeit. Bis zum Jahr 2050 sollen entsprechend WHO-Prognose bereits mehr als die Hälfte aller Menschen auf Brillen oder Kontaktlinsen angewiesen sein, um ihre Myopia - wie es im Fachjargon heißt - auszugleichen. Das ständige Starren auf den Handy- oder Computerbildschirm fordert hier seinen Tribut.

Unser Lebenswandel gepaart mit einer höheren Alterserwartung lassen aber auch andere Beeinträchtigungen und Erkrankungen ansteigen. In den Industrieländern sind bereits die häufigsten Erblindungen in jungen Jahren auf Diabetes zurückzuführen. Ältere Menschen wiederum leiden zunehmend unter Makuladegeneration, also einer Erkrankung der Netzhaut. Hier wie dort bedient sich die Medizin neuester Therapieansätze und modernster Instrumente, um den Beschwerden bestmöglich entgegenzuwirken.

Kleine visuelle Technikwunder kommen aber ebenso andernorts zum Einsatz und eröffnen einen ganz neuen Blick auf die Welt. Das beginnt beim traditionellen Teleskop und reicht bis zu den sogenannten "Virtual Reality-Brillen", mit denen man tief in ein imaginäres Spiel eintauchen kann.
Einige Menschen versuchen auch über Drogen ihre optischen Grenzen zu erweitern. Ein Motiv, das sich etwa in der Psychedelischen Kunst niederschlägt. Mitunter kann diese Gratwanderung aber auch gefährlich werden.
Die Lust am Sehen ist so alt wie die Menschheit. Mussten sich Voyeuristen und Voyeuristinnen früher noch mit dem sprichwörtlichen Blick durchs Schlüsselloch zufrieden geben, so hat ihnen das Internet hier nun ungeahnte Möglichkeiten eröffnet.

Service

Literatur und Links:

"Encyclopedia of Ophthalmology" von Ursula Schmidt-Erfurth und Thomas Kohnen. Erschienen 2018 im "Springer-Verlag".

"Mein Auge: Erkrankungen, Behandlungen, Informationen" von Andreas Wedrich, Christoph Faschinger und Otto Schmut. Erschienen 2010 im "Verlagshaus der Ärzte".

"In vivo retinal morphology after grid laser treatment in diabetic macular edema" von Matthias Bolz. Erschienen 2010 im "Ophthalmology"-Journal.

"Augenuntersuchung. Kleintier Heilkunde" von Barbara Nell. Erschienen 2006 im "BBAW".

"Der Sehsinn der Tiere: Einführung in die neuronalen Grundlagen des Sehens" von Esther Peterhans. Erschienen 2015 im "Haupt-Verlag".

"Gesundheit und Neue Medien: Psychologische Aspekte der Interaktion mit Informations- und Kommunikationstechnologien" von Birgit U. Stetina und Ilse Kryspin-Exner. Erschienen 2009 im "Springer-Verlag".

"Sexy Bodies: Eine soziologische Reise durch den Geschlechtskörper" von Paula-Irene Villa. 4. Auflage erschienen 2011 im "Springer-Verlag".

"Psychopharmakologische Forschung und Behandlung an der Wiener Psychiatrischen Universitätsklinik und die Frühphase des Collegium Internationale Neuro-Psychopharmacologicum (CINP)" von Alfred Springer. Erschienen 2016 in: "Virus Beiträge zur Sozialgeschichte der Medizin 14, Schwerpunkt: Gesellschaft und Psychiatrie in Österreich 1945 bis ca 1970".

"Afraid to be there? Evaluating the relation between presence, self-reported anxiety and heart rate in a virtual public speaking task" von Helmut Hllavacs, Anna Felnhofer, Oswald D. Kothgassner, Thomas Hetterle, Leon Beutl und Ilse Kryspin-Exner. Erschienen 2014 in: "Cyberpsychology, Behavior, and Social Networking".

"Visual Communication in the Age of Social Media: Conceptual, Theoretical and Methodological Challenges" von Uta Rußmann und Jakob Svensson. Erschienen 2017

Myopia Report

Alterbedingte Makuladegeneration

Optische Täuschungen

Ars Electronica

SIM Lab Hamburg

Dialog ON

Arnulf-Rainer-Museum

Museum der Illusionen

Sendereihe

Gestaltung

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