Das Ö1 Konzert

Wasser, Nächte, Tennis und reines Handwerk

Finnisches Radio-Symphonieorchester, Dirigent: Hannu Lintu; Angela Hewitt, Klavier. Sebastian Fagerlund: Water Atlas Manuel de Falla: Nächte in Spanischen Gärten Claude Debussy: Jeux * Maurice Ravel: Boléro (aufgenommen am 16. Mai im Musiikkitalo in Helsinki). Präsentation: Peter Kislinger

Abstrakte Inspiration

"Water Atlas" ist der Schluss einer Trilogie von Orchesterwerken, die 2014 mit "Stonework" begann, 2017 mit "Drift" fortgeführt und heuer abgeschlossen wurde. Das Element Wasser diente dem 1972 geborenen finnischen Komponisten Sebastian Fagerlund als "abstrakte Inspiration", "dieser endlose Zyklus von Verdunstung und Regen; Ozeane mit ihren riesigen Strömungen in verschiedenen Schichten - und an der Oberfläche? Hektisch-wilde Aktivität." Zyklische Abläufe, wiederkehrende Materialien (Motive, Klänge, Dynamik), die sich entwickeln, einander beeinflussen und sich ändern, das habe ihn schon immer fasziniert. Ähnliches gelte für Form und Inhalt, Tradition und Innovation. All dies mündet in "Wasser Atlas" in einer Synthese, meint der Komponist.


Konkrete Inspiration

In Paris war der 1876 in Cadiz geborene Manuel de Falla mit Ravel, Debussy, Dukas und Strawinsky verkehrt. Zurück in Spanien schuf er Musik, die spanisch war, ohne volkstümelnd zu sein, etwa "Nächte in spanischen Gärten", recht eigentlich eine symphonische Dichtung - oder eine symphonische Suite mit Klavier. Eine tönende Beschwörung andalusischer Brunnen, Zypressen, Maurischer Paläste, Orangenhaine, Palmen und einer sanft kühlenden Brise an einem Sommerabend. Aber wie jede gute Musik lässt auch de Fallas Musik andere Assoziationen zu oder kann auch ohne bestehen.


Ein Orchester ohne Füße

"Jeux", dieses "Ballet für Orchester", entstand zwischen August 1912 und April 1913. Nach einigen Wochen Arbeit schrieb Debussy einem Freund, er benötige für die Aufführung dieser Musik ein "orchestre sans pieds", ein Orchester ohne Füße. Es müsse in der Lage sein, durchsichtige Farben wie jene im 2. Akt von Wagners Bühnenweihfestspiel "Parsifal" hinzutupfen.


Ein Werk ohne Musik

Offenbar habe er nur ein großes Werk komponiert. Leider enthalte es halt keine Musik. So hat sich Ravel einmal süffisant über den Erfolg seines "Boléro" geäußert. Sehr gut könne er jenen Zuhörer verstehen, der 1928 nach der Uraufführung laut "Mist" gerufen haben soll. Warum der Dirigent Ernest Ansermet den Boléro mochte, war Ravel ein Rätsel. Man habe nur auf die Idee kommen müssen, der Rest sei reines Handwerk, jeder hätte den Effekt erzielen können.
Musikalisch passiert tatsächlich wenig: Der Grundpuls bleibt unverändert, zwei eintönige Melodien wechseln einander ab. Nur am Schluss wendet sich die Tonart, allerdings mit hypnotisierender Wirkung. Und es ändert sich die Klangfarbe, es wird auch, zuerst unmerklich, dann deutlich, lauter. Das Crescendo sollte der Dirigent über idealer Weise 15 bis 16 Minuten bewerkstelligen. "Tempo di Boléro moderato assai" - ein " recht gelassenes" Tempo hat sich Ravel vorgestellt.

Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Sebastian Fagerlund / *1972
Titel: Water Atlas (2018)
* RSO Finnland
Leitung: Hannu Lintu
Länge: 21:10 min
Label: EBU

Komponist/Komponistin: Manuel de Falla/1876 - 1946
Titel: Noches en los jardines de Espana - Symphonische Impressionen für Klavier und Orchester
Anderssprachiger Titel: Nächte in spanischen Gärten
* En el Generalife - 1.Satz
Anderssprachiger Titel: Im Garten des Generalife
* Danza lejana - 2.Satz
Anderssprachiger Titel: Tanz in der Ferne
* En los jardines de la Sierra de Cordoba - 3.Satz
Anderssprachiger Titel: In den Gärten der Sierra Cordoba
Solist/Solistin: Angela Hewitt / Klavier
Orchester: RSO Finnland
Leitung: Hannu Lintu
Länge: 24:10 min
Label: EBU

Komponist/Komponistin: Claude Debussy/1862 - 1918
Titel: Jeux. Poeme danse (Lesure 126)
Orchester: RSO Finnland
Leitung: Hannu Lintu
Länge: 19:20 min
Label: EBU

Komponist/Komponistin: Maurice Ravel/1875 - 1937
Titel: Bolero - Tempo di Bolero moderato assai
Orchester: RSO Finnland
Leitung: Hannu Lintu
Länge: 15:17 min
Label: EBU

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